Etappe 2 auf dem Malerweg von Wehlen nach Hohnstein ist ein Brückentag wie aus dem Bilderbuch mit Künstlerbräuten und Burgfräuleins, unbereiften Schülern und royalen Picknicktischen, steinernen Schönheiten und Schneckenrennen und endet auf Brettern, die die Welt bedeuten zwischen Kasperle, Pubertierenden und einem beeindruckenden Leichtathleten (16. September 2019)
Als ich am Morgen in meinem Stockbett erwache, muss ich mich kurz orientieren, wo ich denn bin. Ach richtig, ich bin in Wehlen im Hostel von Künstler Christopher. Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster offenbart mir ein eher unerfreuliches Grau in Grau, aber immerhin ist es trocken.
Bäcker mit Bedienungsanleitung
Ich packe langsam meine Sachen, koche mir Wasser und rühre meinen Instantkaffee für Notfälle an, bevor ich die Flaschen mit Wasser auffülle. Nachdem ich noch eine Zeit lang auf der Terrasse gesessen und geraucht habe, breche ich auf. Erstes Ziel für heute ist der hiesige Bäcker, da mein Frühstück in der Unterkunft ja recht kurzfristig gecancelt wurde.
Beim Abstieg aus der Sackgasse ins Tal hebe ich noch schnell eine Lebensweisheit am Rande auf. „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe,“ ist doch mal eine erstrebendswerte Herangehensweise.
Tonis Bäckerladen ist schnell gefunden. Mit Blick auf das Schild, das Meisterkaffee ankündigt, erwarte ich noch kurz Spezialitäten vom Feinsten, muss dann aber drinnen feststellen, dass das Heißgetränk aus dem Vollautomaten gezapft wurde. Nichts für ungut.
Mit Blick auf die Theke bin ich latent verwirrt, als ich so gar nichts Herzhaftes erspähe. In meinem Kopf hatte sich ein belegtes Brötchen zum Frühstück formatiert, das es aber nicht zu geben scheint. So bleibt mir die Wahl zwischen verschiedenen Kuchen. Die Entscheidung fällt zugunsten des Pflaumenkuchens.
Als ich gerade zum Verzehr ansetze, betreten zwei Handwerker den Laden. Man kennt sich und die beiden bestellen sich divers belegte Brötchen. Ich zergehe augenblicklich vor Neid. So geht das also, man bestellt einfach, was das Herz begehrt, was ich ihnen im Nachgang an mein süßes Startprogramm gleichtue, in dem ich ein Käsebrötchen in Auftrag gebe. An der Theke stehend, entdecke ich dann den klitzekleinen Druckhinweis in der Ecke der Glasvitrine: belegte Brötchen werden auf Wunsch frisch angefertigt. Mögen die Nachfolgegenerationen hungriger Wanderer erfolgreicher sein als ich.
Unreife Kirchenschüler
Jetzt, wo die Grundlage im Magen angekommen ist, kann der Tag beginnen. In meinem konkreten Fall führt der Weg an der Kirche hinunter an die Elbe. Vor dem Gotteshaus versammelt sich gerade eine Schulklasse, während ich mich frage, was zum Teufel (bzw. in Gottes Namen) eine Radfahrerkirche ist. Darf man da nur mit Rad rein? Werden da Fahrräder gesegnet? Wieso sind die Kids alle unbereift? Oder nennt man das dann unreif? Egal, ich komme vom Thema ab.
Mein Weg entlang der Elbe ist wahrlich kurz, was hauptsächlich daran liegt, dass ich gleich die erste Gelegenheit mit Bank zum Pausieren nutze und rauchend aufs Wasser schaue. Wenn ich hier jetzt eine Flaschenpost reingeben würde, wäre die dann vor mir in Hamburg? Wie schnell fließt eigentlich ein Fluss? Ich entdecke den kleinen Imbiss, der wirklich gemütlich aussieht und in den ich es gestern leider nicht mehr geschafft habe, weil ich ja meinen Schlüssel nicht finden konnte. Er sieht wirklich ansprechend aus. Den muss ich mir beim nächsten Mal mal genauer anschauen. Jetzt sollte ich aber wirklich starten.
Picknick mit den Royals
Meine Flachetappe findet ein jähes Ende, denn nur wenige Meter weiter biegt der Weg ab. Es geht hinauf und zwar ordentlich. Erst über einen Schotterweg, dann auf Kopfsteinpflaster, Steinen, Waldboden, bis ich Stufen ausmachen kann. Ich werde in den nächsten Tagen noch lernen, dass der Malerweg mit Recht auch Deutschlands schönster Stufenweg heißen könnte. Wenn es hier irgend etwas im Überfluss gibt, dann Stufen.
Vor mir keucht ein Paar aufwärts. Als sie mir Platz machen, starrt er schuldbewusst auf meinen großen Rucksack und sagt an seine Frau gewandt, dass sie echt an ihrer Kondition arbeiten müssten, wenn „die Frau hier so ohne weiteres“ hochkomme. Die Frau verweist auf ihre Stöcke und ein bisschen Erfahrung, aber auch sie kann einen leicht erhöhten Puls nicht leugnen. Himmel, ist mir warm.
Oben lässt die erste Sehenswürdigkeit des Tages nicht lange auf sich warten, denn hier steht der steinerne Tisch. Ich muss lachen, als mich eine Informationstafel darauf hinweist, dass es sich nicht um eine Installation für Touristen handle, auch wenn diese sie nun vorzugsweise nutzen. Vielmehr habe Kurfürst August der Starke selbigen errichten lassen, um dort nach der Jagd zu speisen. Nachhaltige Installation, möchte ich meinen.
Leider kann ich das Picknick-Potenzial des Ensembles aus mehreren Steinbänken und einem Tisch nicht auf Herz und Nieren testen, das tun bereits andere. Es ist bereits von zwei korpulenteren Herren belegt, die rasten. Als ich sie frage, ob ich trotzdem ein Foto machen dürfe, witzelt der Ältere: „Machen Sie doch ein Video, dann bekommen Sie unser Keuchen noch gratis mit dazu.“
Wir unterhalten uns kurz und ich finde heraus, dass es sich keineswegs um Tagestouristen handelt, wie von mir angesichts der eher leichten Rucksäcke ursprünglich vermutet. Sie hätten sich entschieden, ihr Gepäck von Etappe zu Etappe schicken zu lassen. Der Weg sei auch ohne die Schlepperei anstrengend genug. „Sie sehen wir vermutlich nicht mehr wieder“, konstatiert der Vater. Bei dem Tempo, in dem ich hier herumgeflitzt sei, würde ich sie mit Sicherheit dauerhaft abhängen.
Nichts dergleichen wird passieren. Ich werde die beiden in den nächsten Tagen noch häufig sehen. Das Tempo, mit dem jemand geht, sagt nämlich absolut nichts über die Distanz aus, die dieser Jemand am Tag zurücklegt. Das kenne ich von den Jakobswegen, denn auch dort wundern sich meine Weggefährten immer wieder, dass sie mich wiedersehen.
Ich muss aber ehrlicherweise in diesem Fall einräumen, dass ich mich selbst jeden Tag wundern werde, dass sie mithalten, wenn ich mal wieder an den beiden vorbeilaufe.
Auf dem Rummel
Mir bleibt noch ein kurzes Stück Wald mit viel Stille, dann hat mich die Zivilisation schlagartig wieder. Ich kann den Besucherparkplatz hören, bevor ich ihn sehe. Menschen können so unglaublich laut sein. Eine Biegung weiter liegt er zu meiner Linken, während sich ein schnurgerader Teerweg vor mir ausbreitet, auf dem sich Horden von Menschen tummeln.
Die meisten haben sich für diesen Ausflug stilecht in Outdoor-Klamotten gewandet, was ein wenig lächerlich wirkt, wenn man hier mit dem Auto hochgejuckelt ist und maximal einen kleinen Rundgang plant. Aber gut, sei es drum.
Bis zur Bastei kann es nicht mehr weit sein, denn die Straße wird gegen Ende von Touri-Nepp-Buden und Imbissen gesäumt. Ich bin latent genervt, denn überall stehen Leute im Weg, gehen für meinen Geschmack viel zu langsam und spazieren in Großgruppen nebeneinander her, damit auch wirklich niemand vorbeikommt. Aus purer Verzweiflung und mit einer kleinen Portion Menschenhass im Gesicht biege ich zum ersten Ausblick nach links ab.
Als ich mir endlich einen Platz am Geländer gesichert habe, schaue ich über ein Feld von Elbsandsteintürmen und bin sprachlos. Es ist surreal, riesig.
Sie wirken so gigantisch und doch habe ich gerade die Vogelperspektive inne, wenn auch eher die eines sehr kleinen Vögelchens. Wie grandios muss es hier erst sein, wenn man nicht dauernd irgend jemandes Arm im Gesicht hat, weil dieser Jemand versucht, ein Selfie zu schießen?
Ich halte es nicht lange aus und gehe weiter, denn ich will endlich die berühmte Brücke sehen. Vorbei am Areal des Berghotels schiebe ich mich weiter. Es scheint irrwitzig, dass jemand hier einen Hotelkomplex hochgezogen hat. Das ist aber keineswegs eine Errungenschaft der letzten Jahre – bereits 1826 gab es ein Gaststättengebäude mit Übernachtungsmöglichkeiten an dieser Stelle.
Vorbei an Buden und Grillständen (Gastronomie gibt es sogar schon seit 1812) setze ich meinen Weg fort und versuche, tief in den Bauch zu atmen, was mir nur mäßig gelingt, während ich hinter Horden von Touristen Treppenstufen hinauf und hinunter latsche.
Im Gegensatz zu mir sind sie alle bereits am Ziel und haben sehr viel Zeit, während das für mich ja gerade mal der Auftakt zur heutigen Strecke nach Hohnstein ist.
Schneckenrennen am Brückentag
Während ich über das Gelände laufe, frage ich mich, wo denn nun bitteschön die Berühmtheit ist, die für mich DAS Wahrzeichen des Malerwegs darstellt. Bisher fehlt jede Spur der berühmten Brücke. So freue ich mich, als ich etwas abgelegen einen nicht ganz so heftig frequentierten Aussichtspunkt erspähe. Auf seinem Steg tummeln sich mindestens 20 Inder und so warte ich geduldig ab, dass sie runterkommen, denn hinaufgehen steht momentan nicht zur Diskussion. Die Aussicht ist voll.
Als sich die geführte Gruppe in Bewegung setzt, wird meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Keine Ahnung, ob diese Menschen sehr lange nicht mehr zu Fuß unterwegs waren, oder ob sie irgendwelche nicht sichtbaren Gebrechen haben, aber das Tempo, mit dem sie die kleine, steinerne, geschwungene Treppe heruntersteigen, ist beachtlich. Beachtlich langsam. Ich fühle mich wie beim Schneckenrennen.
Die Herrschaften hangeln sich mühevoll am Geländer abwärts, heftig keuchend in ihren bequemen Turnschuhen. Als ihr Blick auf mein Gepäck fällt, werden die Augen riesig. „That’s heavy stuff“, konstatiert eine Dame. Ich lächle und erkläre, dass ich mehrere Tage zu Fuß unterwegs sein werde. Sie staunt, und wir unterhalten uns kurz. Ich erzähle, dass ich in den nächsten Tagen über 100 Kilometer zurücklegen werde und dass die Bastei eine Station auf meinem Weg ist. „You are very courageous“, befindet sie.
Ich finde mich jetzt nicht wahnsinnig mutig, aber mag schon sein, dass es für andere Menschen einen gewissen Hauch von Abenteuer verströmt, wenn sie hören, wie weit ich laufe. Mit einem „Good Luck“ verabschiedet sich die Dame und geht ihrer Gruppe nach, während ich die nun frei gewordene Aussichtsplattform besteige.
Und dann sehe ich sie. Die Brücke, die sich so selbstverständlich in die Felsen schmiegt und doch gleichzeitig ein echtes, menschengemachtes Wunderwerk ist. Die heutige Version aus Stein gibt es übrigens schon seit 1851, und sie haut mich um. Ihre sieben Bögen überspannen spielerisch den Abgrund. Sie wirkt wie verwachsen mit den Felsen.
Ein Seniorenpaar, das neben mir steht, erklärt sich gern bereit, ein Bild von mir zu machen. Ich müsse mich unbedingt so hinstellen, dass man meinen Rucksack sehe, der sei ja schon etwas Besonderes, weist mich die Dame an.
Mein Blick löst sich nur schwer und auch der Finger löst sich nur mit viel innerer Überredung vom Auslöser, aber andere Leute wollen schließlich ebenfalls Bilder machen. Meinen Platz räume ich für einen engagierten, jungen Mann, der mit einer professionell aussehenden Fotoausrüstung dem Motiv zu Leibe rückt. Wir werden uns ähnlich wie Vater und Sohn noch oft begegnen, aber auch das weiß ich zu dieser Zeit noch nicht.
Nächste Station ist die Brücke selbst, ein Erlebnis das überschaubar spannend ist. Zwar kann man gar wundervoll in den Abgrund, die sogenannte Mardertelle, starren, aber eigentlich ist es auf der Brücke nicht halb so schön wie wenn man auf sie schaut. Außerdem ist es voll, Selfiesticks werden an allen Ecken gezückt, ich höre Sprachen aus aller Herren Länder. Schon toll, dass Menschen aus so vielen Erdzonen extra hierhergekommen sind und begeistert Videos drehen und Fotos machen. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass es mich manchmal latent nervt, wenn ich mir besonders schöne Stellen mühsam erlaufe, aber die Aussicht mit allen teilen muss, weil wir ja nun mal alle Touristen sind.
Ich flüchte mich schnell auf die andere Seite der Brücke, wo es eine kleine Aussichtsplattform mit Blick über die Elbe gibt. Mein persönliches Highlight ist aber weniger der Anblick als der kleine, überdachte Vorsprung, auf dem ich eine Hälfte meines Wehlener Käsebrötchen verspeise, sehr zum Neid eines sabbernden Kampfhundes und zur Belustigung dessen Herrchens.
Schwester Leichtfuß
Ich verlasse die Brücke und folge dem Malerweg zur Felsenburg Neurathen mit ihrem Panoramaweg. Trommelwirbel für meinen ersten potenziellen Schissmoment. Als ich von den Stiegen und Brücken las, durch deren Sprossen man schauen könne, machte sich ein etwas ruckeliges Gefühl in der Magengegend breit. Doch wer nicht wagt, gewinnt nicht. Zur Not kann ich ja einfach umkehren.
Nach einer kurzen Unterhaltung mit der netten Dame am Ticketschalter spare ich nicht bloß 50% des Ticketpreises dank meiner Gästekarte aus Wehlen, nein, sie erklärt sich auch bereit, auf meinen Rucksack aufzupassen und bugsiert ihn kurzerhand in ihre kleine Kabine. Der Raum ist nun so voll, dass ich nur hoffen kann, dass es nicht brennt. Die Arme kann sich kaum noch bewegen, doch sie lächelt sämtliche Bedenken weg.
Mit zehn Dankeschöns auf den Lippen drehe ich mich durch die Tür und schwebe kurz darauf, derart befreit, auf Stahltreppen über Abgründe.
Ich warte auf meine Höhenangst, doch sie kommt nicht, so dass ich immer mutiger werde und gezielt in die Tiefe unter mir schaue, während sich ein kleines Gefühl von Stolz breitmacht. Ich habe keine Angst, sondern kann es vollkommen genießen.
Erneut erklären sich nette Menschen bereit, Fotos zu machen. Ich erzähle von meinem Tageserfolg gegen die Beklemmung und der Herr, der das Bild macht, entgegnet, dass es mir dann wohl besser gehe als seiner Frau. Die Arme ist tatsächlich etwas blass um die Nase und kann gar nicht hinsehen, als ich auf dem kleinen Stieg auf und ab springe. Wenig später geht sie, beide Hände ans Geländer gekrampft, vorsichtig Schritt für Schritt über die Brücke. Genauso hatte ich mir mich selbst auch vorgestellt. Wie schön, dass das nicht der Fall ist.
Bötchen fahren fällt aus
Nach einer letzten Fotosession mit der Brücke mache ich mich an den Abstieg. Wie könnte es anders sein? Mich erwarten endlose Treppenstufen, die hundertfach auf meine Gelenke donnern, weil sie so eine unglückliche Länge haben. Mein linkes Knie muckt auf, weil es die Gesamtsituation ausbaufähig findet und sich erdreistet, stellenweise einzuknicken. Ich tue mein Möglichstes, um mich mit meinen Stöcken abzufangen.
Vorbei an der Freilichtbühne, in deren Nähe gerade Waldarbeiten stattfinden, erreiche ich den Amselsee mit seinem grünen Wasser und dem Verleih ebenso grüner Boote. Sollte man mal keine Lust mehr haben, zu Fuß zu gehen, bietet sich eine kleine Bootsfahrt an.
Ich verzichte dankend, pausiere aber noch einmal und komme dabei mit einem Pärchen meines Alters aus Meppen ins Gespräch. Sie waren mir schon oben auf der Bastei aufgefallen und sprechen mich auf den Rucksack an. Selbst sind sie eher zufällig hier gelandet und beneiden mich schnell um meine achttägige Wanderung durch diese wunderschöne Gegend.
Es gefalle ihnen hier so gut, dass sie am liebsten selbst ein bisschen wandern würden, doch sie sind mit ihrem Camper auf dem Weg nach Bologna. Sie zeigt mir ihr Skizzenbuch und ich erzähle vom Blog. Für Bologna empfehle ich den beiden, unbedingt Tortellini zu essen, die nämlich angeblich in „La Grassa“, der Fetten, erfunden wurden, wie die Italiener die Stadt liebevolle nennen.
Schade, dass wir uns so schnell verabschieden müssen. Mit den beiden hätte ich gern zu Abend gegessen und weitergequatscht, denn sie sind schon ordentlich in der Welt herumgekommen.
Ich gable mir einen Leichtathleten auf
Der Weg führt vom Amselsee zum Amselfall, von dem ich aber aufgrund der Bauarbeiten drum herum leider nicht allzu viel erkennen kann, als ich durch das grüne Absperrnetz schaue. Auch die hier ansässige Informationsstelle ist momentan geschlossen.
Zur Abwechslung steigt der Weg nun wieder an, und ich beobachte einen Herrn mit Stock und Hut, der im Waldstück vor mir, durch das ein kleines Rinnsal verläuft, mitten im Wasser steht. Keine Ahnung, was genau er macht. (Joachim und ich haben jetzt, wo ich über den Malerweg schreibe, erfreulicherweise noch einmal Kontakt, und er hat mir erklärt, dass er beim Wandern einer Sammelleidenschaft nachgeht und sich in Flüssen nach bunten Steinen als Souvenir umschaut). Wenige Meter vor mir findet er aus dem Fluss auf den Weg zurück. Ich spreche ihn an, denn sein Stock ist mit kunstvollen Schnitzereien versehen, die ich mir genauer anschauen will.
Joachim ist stolze 77 und aus Magdeburg angereist. In ihm treffe ich einen begeisterten Wanderer, der den Malerweg nicht zum ersten Mal erwandert. Plaudernd nähern wir uns dem hübschen Örtchen Rathewalde, das auf mich wie ein Freilichtmuseum wirkt. Auch wenn sein Tempo um einiges langsamer ist als meins, setzen wir den Weg gemeinsam fort. Unsere Unterhaltung ist so nett, dass es mich für den Moment nicht stört, langsamer zu gehen.
Mein neuer Wanderkumpane ist viel gereist. Als begeisterter Mittelstrecke-Läufer bereiste er im Rahmen von Wettkämpfen die Welt und ist der Leichtathletik bis heute treu geblieben, sowohl als Teilnehmer als auch als Organisator.
Laufen ist für Joachim mehr als bloß ein Hobby, das höre ich schnell heraus. Vor drei Jahren wäre es damit beinahe vorbeigewesen, als er beim Aufhängen des Start-Ziel-Banners des von ihm organisierten Hopfengartenpokallaufs aus fünf Metern von einer Leiter stürzte und wochenlang im Krankenhaus lag. Der Mann muss einen unglaublich starken Willen haben, denn er nahm noch im gleichen Jahr wieder an einem Lauf teil, wenn auch mit viel Quälerei, erzählt er mir.
Unser Gespräch kommt mir gerade recht, denn für einen Moment weiß der Malerweg wenig zu begeistern. Wir laufen auf Feldwegen und entlang der Straße, was sich als recht uninspirierend erweist.
Mit den Wölfen heulen
Doch der Malerweg wäre nicht der Malerweg, wenn sich das nicht schnell ändern würde und so zieht er alsbald an und bringt uns hinauf zum Hockstein, wo wir erneut in die Tiefe schauen. Die Schutzhütte, die hier errichtet wurde, ist der perfekte Ort für eine Pause. Ich bin hungrig und der zweite Teil meines Brötchens aus Wehlen muss dran glauben. Joachim tut es mir gleich. Vor uns liegt die enge Wolfsschlucht, die es auf steilen Stahlstufen zu überwinden gilt. Stärkung schadet da sicherlich nicht.
Als wir uns an den Weg hinab ins Polenztal machen, bin ich von den Stufen, die teils in einer 45-Grad-Neigung abfallen, doch ordentlich beeindruckt. An der ein oder anderen Stelle muss ich Limbo tanzen, um mit meinem Rucksack überhaupt durch die schmalen Stellen zwischen den Felswänden zu gelangen. Es macht mir aber – wie schon auf der Felsenburg – unglaublichen Spaß. Die Tatsache, dass Joachim vor mir ist, beruhigt mich zusätzlich. Sollte ich hier einen Fehltritt begehen, kriegt es wenigstens jemand mit.
Bretter, die die Welt bedeuten
Unten angekommen, führt der Weg an einem Gasthof vorbei, der heute wegen Krankheit und plötzlicher Kündigung nur für Hausgäste geöffnet ist, wie wir dem Schild, das davor steht, entnehmen können. Interessant wie mitteilsam ein mancher ungefragt ist. Wir malen uns aus, was genau vorgefallen ist.
Wenig später befinden wir uns bereits wieder im Wald – einem besonders grünen und dichten, um genau zu sein. So stelle ich mir einen verwunschenen Märchenwald vor. Doch so sehr ich schaue, will sich mir einfach keine Elfe oder Waldhexe offenbaren.
Der Weg wird abenteuerlich über ein paar ausbaufähige Brücken fortgesetzt, denen die ein oder andere Holzplanke fehlt. Joachim läuft, ganz Gentleman, vorneweg und sichert mich ab. Manche Bretter sind ein wenig rutschig, aber alles in allem lässt es sich gut laufen. Alle anderen Planken tragen problemlos unser Gewicht und der Weg nach unten wäre überschaubar tief.
Ein letzter, nach diesem Tag gefühlt heftiger Anstieg durch die supergrüne Waldlandschaft wartet nun auf uns. Der Pfad ist eher eine Ansammlung großer und kleiner Steine, so dass ich mich kurz frage, ob wir überhaupt noch auf dem Malerweg sind. Es sieht nicht so aus, als würden hier regelmäßig Menschen vorbeikommen. Als ich mich gerade per GPS vergewissern will, dass wir nach wie vor richtig laufen, sehe ich eine Markierung. Ein letztes Stück kraxeln wir aufwärts, dann sind wir in Hohnstein, wie uns entgegenkommende Spaziergänger bestätigen.
Tri Tra Trulla, der Kasperle ist wieder da
Anders als ich hat Joachim bisher noch keine bestätigte Unterkunft. Seine Nichte, die ihn heute Morgen zum Ausgangspunkt der Wanderung gefahren hat, hat versprochen, ihm eine Unterkunft zu organisieren, die er in der hiesigen Tourist-Information erfahren wird. Ich drücke die Daumen, dass alles geklappt hat. Mein Laufgenosse ist kein großer Verfechter dauerhafter Erreichbarkeit. Er nutzt sein Handy nur sporadisch, so dass es bis zum betreten der Tourist-Information spannend bleibt.
Ich habe meinem Begleiter von meiner Unterkunft in der Jugendherberge der hiesigen Burg erzählt, die Abendessen und Frühstück für mich bereithält. Joachim denkt nun darüber nach, dort ebenfalls sein Glück zu versuchen, dann könnten wir heute Abend gemeinsam Essen. Kaum haben wir den Wald verlassen, sehen wir besagte Burg Hohnstein auf ihrem Fels thronen, während es zu regnen beginnt. Die Vorstellung eines letzten Aufstiegs begeistert mich in überschaubarem Grad, also suche ich gemeinsam mit Joachim die Tourist-Information.
Das gelbe Haus mit Fachwerk, gleich gegenüber der Gemeindeverwaltung, ist schnell gefunden. Neben allerlei hilfreichen Informationen bezüglich Umgebung und Unterbringung besticht diese Tourist-Information mit ihrer einmaligen Kasperle-Ausstellung.
Der Hohnsteiner Kasper ist nämlich eine echte Berühmtheit. Auf der Pariser Weltausstellung 1937 wurde die Spielertruppe um Max Jacob mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Der Herr wohnte zeitweise auf der Burg, bevor die SA sie für einige Jahre zu einem frühen Konzentrationslager umfunktionierte.
Die nette Dame in der Info hat gute Nachrichten für Joachim. Man habe eine Unterkunft für ihn gefunden, er müsse allerdings noch anderthalb Stunden warten, bis die Gastgeberin zuhause sei und dann habe er auch nur eine Stunde, bevor sie wieder weg müsse.
Irgendwie klingt das stressig, so dass mein Begleiter sich nach einem freien Bett auf der Burg erkundigt. Die Dame schaut verwundert und weist sehr explizit daraufhin, dass wir da von einem großen Schlafsaal mit Stockbetten sprechen würden. Joachim nickt das alles wissend weg, er brauche nur ein Bett nach der Wanderung und etwas zu essen, der Rest sei überflüssig. Und ja, sehr gern würde er das Bett in Anspruch nehmen.
Ich grinse still in mich hinein. So sind sie, die Fernstreckenwanderer. Hauptsache Dach über dem Kopf und nicht zu viel Schnickschnack, den man eh nicht nutzen und gebührend feiern kann.
Karriere als Burgfräulein
Wir erklimmen die letzten Meter zur Burg. Der hintere Teil der riesigen Anlage ist der Jugendherberge vorbehalten. An der Rezeption klären wir Joachims kulinarische Versorgung, die sich natürlich als ebenfalls unproblematisch herausstellt. Anders als ich wird er jedoch in einen Trakt gebracht, den er für den Rest unseres Aufenthalts fast alleine innehaben wird.
Das kann man in meinem Fall mit Nichten sagen, denn ich teile mir die Etage mit einer Schulklasse im heftigsten Pubertätsalter. Die Lehrerin neben mir scheint sich nicht weiter an dem Geschrei, den knallenden Türen und dem Gerenne auf dem Flur zu stören. Ich hingegen höre fasziniert dem Toben zu und fühle mich entsetzlich spießig, als ich es mehrfach gerade noch so unterbinden kann, nach draußen zu stiefeln und nachzufragen, ob die lieben Menschen noch ganz dicht seien.
Schön für mich, ein Zweierzimmer zu haben. Die Oropax, die ich eigentlich in Erwartung eines mehrfach belegten Schlafsaals eingepackt hatte, müssen wohl heute eher den Kampf gegen das laute Organ von Konstantin, Karl und Kevin aufnehmen. Irgendwie hatte ich mir meine Zeit als Burgfräulein anders vorgestellt.
Dafür überraschen mich die modernen Waschräume positiv, die zudem über ausreichend Duschen und Toiletten verfügen. Wieder halbwegs hergestellt, bin ich so hungrig, dass ich mich in der Anmeldung stilecht mit einer Packung Pringles und einer Fanta aus dem Automaten im Hof versorge. Das Gute am Wandern ist definitiv, dass man eigentlich alles verbrennt, kaum dass es dem Körper zugeführt wird. Zurück im Zimmer mache ich mich über meine Kohlenhydratebombe her und lasse mich anschließend begeistert von meinem Fresskoma zu einem kleinen Nickerchen tragen. Joachim und ich sind erst um sechs zum Abendessen verabredet, und draußen regnet es sowieso.
Ein kleiner, grüner Kaktus
Als ich den Speisesaal betrete, ist von der Schulklasse nichts zu sehen. Unser Lokal scheint Tagungsgästen und Wanderern vorbehalten zu sein. Die Tagungsgäste waren schneller als ich, so dass ich kurz warten muss, bis es am Buffet zum Gulasch auch wieder Spätzle gibt. Joachim hat uns einen Tisch in einer Ecke, etwas abseits der anderen Gäste ausgesucht, was mir sehr zugegen kommt. So unterhält es sich bedeutend besser.
Das Essen ist überraschend gut und wir bleiben auch im Anschluss noch sitzen und trinken Bier. Joachim erzählt mir von der Zeit, nachdem seine Frau vor zwei Jahren verstorben ist und davon, wie das Laufen ihm half. Er habe immer viel Zeit in das Hobby und seine Sportfreunde gesteckt, aber seit er alleinstehend sei, habe das noch zugenommen.
Wenn er nicht gerade mit laufen oder der Organisation von Wettkämpfen beschäftigt sei, verreise er oder besuche Freunde und Familie. Ich wundere mich überhaupt nicht, dass der Mann so fit ist. Man muss einfach nur etwas mit sich anzufangen wissen, dann schlägt man dem Alter offensichtlich erfolgreich ein Schnippchen und wenn ich mich bei einem nicht sorge, der Langeweile anheim zu fallen, dann bei meiner neuen Bekanntschaft.
Anders als ich registriert Joachim im Laufe unseres Gesprächs den bemitleidenswerten Zustand, in dem sich ein kleiner Kaktus befindet, der aus Gründen der Dekoration auf unserem Tisch steht. Er wurde schon ewig nicht mehr gegossen und hat ganz weiche Blätter. Der gebürtige Thüringer lässt es sich nicht nehmen, die tschechische Bedienung darauf aufmerksam zu machen und nach ein wenig Wasser zu fragen. Ich bin mir nicht sicher, ob die junge Frau alles versteht, was wir ihr zum Thema Blumenpflege mit auf den Weg geben, aber zumindest haben wir beim Versuch ordentlich Karmapunkte gesammelt und können uns guten Gewissens ins Bett verabschieden, wo ich nach kürzester Zeit in einen tiefen Schlaf falle.
Kommentare und Feedback
Die Basteibrücke hat mich wahrlich umgehauen, das konntest du meinen Schilderungen sicher entnehmen. Wann hat dich das letzte Mal etwas wirklich beeindruckt? Und wie gehst du damit um, wenn du aus der Ruhe des Waldes kommend, plötzlich wieder mitten in der Zivilisation stehst? Bist du da kompatibler als ich? Warst du schon mal an der Bastei? Und bist selbst vielleicht auch den Malerweg gelaufen und kennst diese Etappe? Was hast du erlebt? Ich freue mich wie immer über deine Kommentare, Ergänzungen oder Fragen.
Willst du wissen, wie ich mir den Malerweg eingeteilt habe oder kurz abklopfen, was du sonst noch über die Wanderung wissen solltest? Hier kommst du zum Übersichtsartikel.
Zeitreise:
Vorwärts: Du bist gespannt, wie es weitergeht? Dann lauf mit mir Etappe 3 des Malerwegs von Hohnstein nach Altendorf und finde tektonische Krisenherde, kulinarische Tiefschläge, grottige Aussichten, krachende Panoramen, Abhängen an Abhängen, einen spontanen Dreier, einen Haufen Regenkleidung und dazwischen mehr als 1.500 Stufen.
Rückwärts: Hast du den ersten Tag meiner Wanderung verpasst? Dann kannst du dir hier noch mal in Ruhe durchlesen, was ich zwischen unfreiwilligem Körperkontakt auf pornösen Polstern und griesgrämigen Gralsrittern so erlebt habe.
Sekundärliteratur
Manchmal ist ein Perspektivwechsel ja auch nicht schlecht. Bianca war ebenfalls auf dem Malerweg unterwegs und ist am ersten Tag gleich von Liebethal bis Rathenau gelaufen. Was sie erlebt hat, kannst du hier nachlesen.
Joachim hatte ja heute indirekt einen Gastauftritt im Blog. Dass ich mit dem „Laufpapst Magdeburgs“ unterwegs war, war mir da noch gar nicht klar, dann bin ich im Netz auf einen Artikel über meinen Begleiter gestoßen. Ich hatte also Prominenz an meiner Seite.
Hallo Audrey,
ich kann echt gut nachvollziehen, wie wertvoll es ist, unterwegs jemanden zum Reden zu haben. Ein Grund, weshalb ich die Langstrecke für dieses Jahr dran gegeben habe ist, dass ich im Moment ab-so-lut keinen Bedarf habe, alleine durch die Lande zu stapfen. Wenigstens abends Unterhaltung wäre schon toll, ist aber u.a. im belgischen Nirgendwo sehr unwahrscheinlich.
Der Malerweg schaut wirklich himmlisch aus. Ich kannte bisher nur Fotos der Bastei bzw. der Brücke und unterschiedlichsten Varianten. Ich glaube sogar Perspektiven, die Du hier nicht gezeigt hast 😉 Zwei Gründe, warum der allerdings recht weit hinten auf meiner Liste steht:
– Stufen! Es gibt für mich nichts schlimmeres. Ich befürchte, das wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern. Gut 15 Jahre Leistungssport zollen halt leider im Nachhinein ihren Tribut.
– Bei meinem Glück mache ich mich zum Volldeppen, wenn ich (groß, breit + großer, breiter Rucksack) in einer der Engstellen stecken bleibe. Frei nach „Stau? Wo denn, vor mir ist doch alles frei?“
Gut, der zweite Grund ist nicht unbedingt ernst zu nehmen, dafür lässt mich der erste echt zweifeln, ob der Weg etwas für mich ist. Nichtsdestotrotz lese ich natürlich begeistert mit.
Liebe Grüße
Stefan
Lieber Stefan,
ich muss dir leider Recht geben – wer es nicht so mit Stufen hat, sollte sich sehr genau überlegen, ob er den Malerweg gehen will. Er ist tatsächlich ein Stufen-Monster, wenn auch ein sehr schönes. Wissen, dass du da so deine Wehwehchen hast, würde ich es wenn überhaupt nur mit Gepäcktransport in Erwägung ziehen. Traumhaft ist er ja.
Der zweite Grund ist sicher nur bedingt ernst gemeint, hat mich aber sehr zum Lachen gebracht 🙂 Schöne Vorstellung!
Und was deinen Punkt mit der Gesellschaft anbelangt, kann ich dir nur beipflichten. Das machte diesen Weg so besonders. Es war fast schon Camino-Feeling. Meine momentane Planung schielt auf Müllerthal und Schluchtensteig. Da wird es dann vermutlich wohl wieder eher auf die gute, alte Abendeinsamkeit hinauslaufen. Oder ich suche mir einfach vorab Abendbegleitung.
Schönen Sonntag dir,
Audrey
Hallo Audrey,
den Malerweg sind wir in umgekehrter Richtung gegangen und einen Tag später als du gestartet. Aber in dieser Bäckerei in Stadt Wehlen waren wir auch. Hatte mich auf eine Kaffeepause im Ort gefreut, aber dann waren am Marktplatz sämtliche Cafés um 11:30 Uhr noch (?) geschlossen. Als wir die Bäckerei gefunden hatten, sagte man uns, dass gleich Mittag sei. Auf die Schnelle gab es dann sehr guten Streuselkuchen und Eierschecke, aber den Kaffee konnte man in der Tat vergessen.
Bei der Bastei war es ziemlich voll, womit wir gerechnet hatten, aber dann verlief es sich doch schnell.
In der Wolfsschlucht wären wir schon mit unseren Tagesrucksäcken fast stecken geblieben. Bist du die Treppen hinunter gerobbt oder wie ging das ? Immerhin durften wir dort bergauf steigen. Bergab hätte ich schwierig gefunden.
Den Amselfall haben wir ausgelassen. Gerade habe ich in deinem Post gelesen, dass dort gebaut wird. Da haben wir ja nichts verpasst. Auf dem Amselsee sind wir auch nicht Bötchen gefahren: es regnete in Strömen.
Apropos Rucksack… Auf dem Münchner Jakobsweg war ich wohl mit dem genau gleichen Modell, auch in dieser Farbe, unterwegs 😉.
Lieben Gruß
Inga
Liebe Inga,
vielen Dank für deine lange, nette Nachricht. Da müssten wir uns ja quasi entgegenkommen sein, irgendwo Höhe Tag 4/5? Uhr ja, du hast Recht, kurz hinter der Bastei verläuft es sich Gott sei Dank schnell wieder.
Was die Wolfsschlucht anbelangt, ging das noch halbwegs, sogar ohne alle Viere einzusetzen. Anders sah das allerdings beim Nadelöhr am Pfaffenstein aus. Da hatte ich wirklich meine Schwierigkeiten. Seid ihr da dann auch runter (statt wie ich hoch)? Das stelle ich mir etwas diffiziler vor.
Freue mich auch künftig wieder zu hören, was dir auch dem Stück wiederfahren ist.
Liebe Grüße
Audrey
Auf den Pfaffenstein sind wir auch heraufgegangen. Stimmt, da gab es eine sehr enge Stelle auf dem Weg zur Barberine.
Bin mir nicht sicher, ob wir uns begegnet sein könnten. Wir sind ja teilweise vom Weg abgewichen. Das schaue ich nach, wenn ich deine nächsten Posts lese, auf die ich mich freue 🙂.
Hallo Audrey,
Wenn du die Bastei für dich haben willst, dann am besten im Winter. Märchenhaft kann ich nur sagen. Allerdings sind dann die unzähligen Stufen ein echter Höllenritt. Allerdings auch im Sommer ist das mit einem angeschlagenen Knie nicht immer ein Vergüngen. Trotzdem zieht es mich immer wieder in die Region, und von Berlin sind es nur gut zwei Stunden.
Von der Bastei kann man auch über die Schwedenlöscher runter. Lohnt sich. Hoch nach Rathenwalde, an den kleinen Häusern vorbei, die sich an Schluchtwände klammern, hab auch ich sehr surreal empfunden.
Wen du magst und es erlaubt ist, kannst du hier mal schauen :
http://wanderaktiv.de/blog/category/tourstories/malerweg/
Mein beeindruckendes Erlebnis und emotional am tiefsten gehendes war aber ganz woanders. Eigentlich war es der ganze Weg und die vielen lieben Menschen und gewonnen Freunden, aber das erste mal auf dem Platz vor der Kathedralle in Santiago ankommen und dann kurzdarauf am Kap Fisterre zu stehen mit dem Wissen, dass meine Reise nach knapp vier Monaten und fast 3000km durch halb Europa vorbei ist, war unbeschreiblich.
Ich freue mich jedenfalls auf deine nächsten Berichte
Lieben Gruß
Frank
Hallo Frank,
natürlich ist es erlaubt – sharing is caring, oder so ähnlich. Ich werde auf jeden Fall mal einen ausführlichen Blick riskieren.
Wie beneidenswert, wenn man in nur 2 Stunden in die sächsische Schweiz fahren kann. Bei mir sind es ja leider doch eher 4,5 Stunden und da überlegt man sich das natürlich mal. Ob ich mich im Schnee an die Bastei rantrauen würde, weiß ich nicht so genau, auch wenn ich mir deine Bilder anschaue, ist es wirklich sehr besonders, so wie eben jede Wanderung ihre besonderen Momente je nach Jahreszeit hat. Meine Bloggerkollegin Romy ist z.B. den Hexenstieg im Winter gegangen und nach ihren Bildern war ich ganz neidisch, es ihr nicht gleichgetan zu haben und im Sommer unterwegs gewesen zu sein, auch wenn es dennoch toll war. Letztens war ich bei Nebel und Niesel im Hunsrück und es war traumhaft. Die Jakobswege laufe ich am liebsten im späten Frühjahr oder frühen Herbst, wenn es nicht so heiß ist. Nur – Überleitung leicht gemacht – der Sommer ist für mich nicht so die Wandersaison. Mit Hitze kann ich nicht so gut umgehen, schon mal gar nicht, wenn ich dann noch meinen Rucksack dabei habe.
So schön ich die Bastei fand, so würde ich sie dennoch, ähnlich wie du, nicht als mein tiefst gehendes Erlebnis beschreiben. Das wäre bei mir auch immer die Ankunft in Santiago. Selbst nach „nur“ gut 800 Kilometern war das etwas ganz besonderes. Vermutlich auch, weil man eben nicht allein ankommt und weil dieser Ort (genau wie auch Fisterra) noch mal besonders aufgeladen ist. Und so bekam auch der Bastei als „DEM“ Wahrzeichen des Malerwegs eine besondere Bedeutung zu.
Aber bitte wie glücklich können wir uns schätzen, dass wir überhaupt in den Genuss solcher Ankünfte kommen? Schon toll, wenn man den Reizen des Fernwanderns erlegen ist.
Hab ne gute Woche,
Audrey
Hallo liebe Audrey,
auch diesen Kommentar zu deiner 2.Etappe auf unserem „Malerweg“ beginne ich neu, da ich leider bei meinem ersten Versuch abschließend beim Auswählen des Kontos scheiterte – ich sehe dein Schmunzeln . . . dazu saß mir auch noch die Zeit im Nacken! Also mein 2.Versuch . . .
Von dir auf einer deiner zahlreichen Wanderkilometer „aufgegabelt“ zu werden – das ist wahrlich ein Geschenk des Himmels! So erging es mir am 16.September am ersten Wandertag meiner 3-Tages-Tour von Wehlen nach Bad Schandau. Am frühen Nachmittag trafen wir im oberen Amseltal erstmalig zusammen – dem Zufall sei Dank – ! Für ca. 24 Stunden hatte ich eine sehr aufgeschlossene, lebenserfahrene und rücksichtsvolle Wanderpartnerin mit „Leib und Seele“ gefunden, zu der man schnell ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann. Deine Naturverbundenheit, dein Interesse an Gesprächen und Geschichten, deine stabilen Grundsätze beim gemeinsamen Wandern, das hat mich als älteren Naturwanderer recht beeindruckt.
Deine offene Art, wie du beim Gespräch dabei bist – ab und zu ein Schmunzeln deinerseits – das machen Gespräche mit dir so interessant. Du bist auch für gute Ratschläge offen!
Beim Rauchen – egal wie – stehe ich als Volkssportler auf der Seite Deiner Mutter! Bei mir sind in erster Linie die gesundheitlichen Aspekte ausschlaggebend. Du willst doch von deinem Leben noch ein paar Jahrzehnte – möglichst lange – etwas haben!
Bin sehr neugierig auf deinen heutigen Beitrag im Blog zur 3.Etappe auf dem Malerweg 2019.
Liebe Grüße
Joachim
Lieber Joachim,
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freue, dass es dein Kommentar hierher geschafft hat, wenn auch im zweiten Anlauf. Manchmal ist es aber auch wie verhext und nein, ich habe mich geschmunzelt – höchstens aufgrund deiner amüsanten Beschreibung.
Es ist mir wirklich eine Ehre, dass du unsere Begegnung und unsere Gespräche so genossen hast, auch wenn ich jünger als deine Kinder bin! Ich habe mich ebenfalls sehr gefreut, dass du da plötzlich im Bach standest und ich dich aufgabeln konnte. Es war eine echte Bereicherung, die jetzt im Nachgang ja noch einmal Fahrt aufgenommen hat. Wie schön, dass ich deine Kontaktdaten dann doch noch gefunden habe!
Auch wenn ich – wie im dritten Beitrag beschrieben – wirklich am liebsten allein laufe (was du mir hoffentlich nachsiehst), freue ich mich immer über die Maßen, wenn ich dabei auf Menschen treffe, mit denen ich mich spätestens abends so toll austauschen kann wie mit dir. Was das anbelangt, war der Malerweg wirklich gut zu mir, denn ich hatte auch nach deinem Verschwinden diesbezüglich viel Glück und tolle Begegnungen.
Ich hoffe, die Beiträge der nächsten Wochen unterhalten dich weiterhin.
Liebe Grüße nach Magdeburg,
Audrey
Zwei Anmerkungen:
Zu der Jugendherberge Hohnstein gehört auf der Burganlage auch ein „Hotel „. Dort ein Zimmer zu nehmen empfahl man mir im Mai 2019 freundlich mit dem Hinweis, man hätte dann „drei Klassen aus Berlin im Haus „;-)
Das Hotelzimmer war wirklich genial. Schick Dir vielleicht mal Fotos (wenn das über die Homepage geht).
Und ja, vor dem Trubel auf der Bastei hatte ich auch Horror. Aber ich fand es dann gar nicht sooo schlimm. Man ist ja auch drauf eingestellt.
Grüße aus dem Schwarzwald!