Malerweg Etappe 7: Von Gohrisch nach Königstein

Etappe 7 auf dem Malerweg von Gohrisch nach Königstein mit Panorama-Overkill vor Augen und den Beach Boys im Ohr auf der Felsspalteinbanstraße auf der Suche nach der Barbarine #malerweg #saechsischeschweiz #deutschland #sachsen #wanderung #fernwanderung #wandern #fernwandern #rucksack #wanderblog #wanderblogger #Pfaffenstein #Barbarine #Gohrisch #Königstein #läuftbeiihr

Tag 7 auf dem Malerweg von Bad Gohrisch nach Königstein beginnt mit Glatzen klatschen, aber ohne stilles Örtchen und führt mich, den Panorama-Overkill vor Augen und die Beach Boys im Ohr, durch Felsspalt-Einbahnstraßen zur Bar-Ba-Ba, Bar-Ba-Ri-Ne, wo ich Dank Camino Magic das adrenalinlastigste Foto aller Zeiten schießen lasse, bevor der Tag mit quirligen Dieben und vier Löwen endet (21. September 2019, ca. 12 Kilometer)

Bevor ich mich heute Morgen auf den Weg mache, bin ich überzeugt, dass mir ein kurzer Tag bevorstehe. In meinem Kopf bin ich spätestens um 14 Uhr am Ziel in Königstein, denn mich erwarten nur geschätzte 11 km. Die eigentliche Etappe ist länger, aber ich fand keine Unterkunft am Zielort Weißig, zumal ich das Hostel in Königstein extrem ansprechend fand. Auf diese Weise ist eine Kurzetappe herausgekommen. Ich werde meinen Rucksack am frühen Nachmittag an der Unterkunft abgeben, um dann gemütlich und in aller Ruhe die dortige Festung zu besichtigen. Soviel zur Theorie. Zwischen mir und meinem Plan liegt der Pfaffenstein. Aber von vorn.

Frühsport ist für die Anderen

Ich stehe entspannt um viertel nach acht auf und teile mir wenig später den Tisch mit Katharina und Daniel bei unserem ausgiebigen Abschiedsfrühstück. Den beiden reicht es. Sie werden heute mit dem Bus nach Bad Schandau fahren und die Therme besuchen. Daniel überlegt zwar kurz, ob sie den Pfaffenstein noch mitnehmen können und dann dort in der Nähe die Wanderung beenden, aber ein Blick seiner schwangeren Freundin reicht, um sofort einen Haken hinter diesen Plan zu setzen. Genug ist genug und gestern war genug.

Ich bringe die beiden noch zur Bushaltestelle und warte mit ihnen. Ich hab ja Zeit. Sollen die anderen Wanderer doch Frühsport machen. Die beiden Aschaffenburger sind mir über die Tage ans Herz gewachsen, da kommt es auf eine halbe Stunde mehr oder weniger auch nicht an.

Erstmal verlaufen

Als sie im Bus sitzen, mache auch ich mich endlich auf meinen Weg. Es ist inzwischen zwanzig nach zehn. Ich sag es ja – wenn man Zeit hat, kommt man erst so richtig ins Trödeln. Fürs Erste laufe ich meinen gestrigen Weg durch die Felder zurück zu dem Punkt, an dem ich Sibylle und die Steinpilzsammler gesehen habe.

Von Gohrisch zurück auf den Malerweg, Etappe 7 nach Königstein
Das nenne ich mal einen Feldweg

Eine Bank steht einfach zu verlockend in der Gegend herum. Warum also den Tag nicht gleich mit einer Pause einleiten? Es ist traumhaftes Wetter. Der Himmel strahlt in sattem Blau, die Sonne scheint. Ich habe mich gleich zu Beginn für mein kurzärmliges Oberteil entschieden, mit der Weste ist das perfekt. Die Kulisse um mich herum lässt mal wieder keine Wünsche offen. Ich habe einen tollen Blick auf den Lilienstein.

Malerweg Etappe 7 Gohrisch Königstein
Tafelberge wohin man schaut

Während ich mich gemütlich auf der Bank einrichte, wünscht mir eine vierköpfige Wandergruppe mit lokalem Zungenschlag einen schönen Tag. Nett sei es hier, nicht wahr? Ich strahle und bestätige. Ich sei bereits seit sechs Tagen auf dem Malerweg unterwegs und absolut begeistert. Ja, es sei schon sehr besonders hier, murmelt einer der Herren stolz.

Glatzen klatschen

Als ich mich endlich richtig in Gang gesetzt habe, muss ich schnell feststellen, dass ich in falscher Richtung unterwegs bin. Mein Weg führt nämlich keineswegs zurück in den Wald, wie ich instinktiv vermutet habe, sondern erst einmal durch die Felder in Richtung Siedlung. Das konnte ja keiner ahnen. Während ich kurz anhalte und meine Hosenbeine abmontiere, spricht mich Alex aus Bayern an. Ob ich ihm vielleicht helfen könne. Er habe vergessen, Sonnencreme einzupacken. Mit so tollem Wetter habe ja niemand rechnen können. Entschuldigend fasst er sich an seine Glatze, er sei da etwas empfindlich.

Ich kann tatsächlich helfen. Meine Packliste scheint hieb- und stichfest zu sein und wenig später klatscht sich Alex den Sonnenschutz auf die Glatze. Die nächsten 20 Minuten laufen wir vereint und unterhalten uns. Der Bayer wandert viel und ist eher zufällig auf den Malerweg gestoßen. Er ist erst vor drei Tagen losgegangen. Er brauche das Gefühl, sich völlig auszupowern, gesteht er mir. So sei er auch diesmal in der Regel 30 Kilometer-Etappen gelaufen. Ich staune nicht schlecht. Für solch lange Stücke scheint mir der Malerweg denkbar ungeeignet. Wie hat er das bloß hinbekommen bei den vielen, unglaublich schönen Ausblicken?

Kein stilles Örtchen

Schnell sehen wir den Pfaffenstein vor uns. Er scheint beliebt zu sein, denn auf den Parkplätzen reihen sich die Autos aneinander. Unser Geplapper hat den Weg durch Wiesen und Wald durch den Zeitraffer gejagt. So sehr ich Gesellschaft schätze, so ungünstig ist sie in diesem Moment, denn ich muss seit geraumer Zeit mal um die Ecke. Während der Malerweg in der Regel seiner Steinformationen genügend Plätzchen zum Verschwinden zaubert, ist das heute anders. Mitten auf der Wiese hockte es sich beim Start vorhin genauso schlecht wie jetzt in Gesellschaft.

Ich verabschiede mich also von Alex und greife mir die nächste Bank für eine eher kontraproduktive Trinkpause. Kurz überlege ich, in eines der Restaurants Pfaffendorfs zurückzugehen, entscheide mich aber dagegen. Wir schon so gehen. Doch immer, wenn ich denke, dass ich gerade unbeobachtet bin, kommen neue Wanderer des Weges. Heute scheint jeder einen Ausflug geplant zu haben.

Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Freie Sicht auf den Pfaffenstein – eher ungünstig für Pipipausen

Der Pfaffenstein ist umringt von Bäumen, vielleicht finde ich dort etwas, denke ich, und steuere auf meinen heutigen Höhepunkt zu. Ich ahne noch nicht, wie besonders dieser Tag werden wird. Am Fuße des Steins finden sich die üblichen Gesteinsformationen und eben auch jede Menge Wanderer und Familien mit kleinen Kindern. Ich laufe Wege in verschiedene Richtungen ab, doch immer lande ich im Feld, immer sehe ich neue Menschen. Immerhin erhasche ich so auch einen Blick auf die Festung Königstein.

Festung Königstein, Malerweg Etappe 7
Da geht es später oder spätestens morgen hin: die Festung Königstein

Zurück auf dem Malerweg erheben sich vor mir Treppenstufen. Ich mache mich an die Arbeit. Einen Fuß vor den anderen setzen, an etwas anderes denken.

Aufstieg Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Neckische Sitzmöglichkeit, verborgen unter dem Stein

Ich scheitere. Ich kann an nichts anderes denken als an meine Blase. Nach zehn Minuten Aufstieg bietet sich endlich die Gelegenheit. Rechts von mir gibt es ein paar „wirklich spannende“ Steine zu bewundern. Ich verlasse den Weg, treffe auf niemanden, verschwinde hinter den Steinen und bin eine Minute später endlich wieder entspannt. Nach solchen Situationen nehme ich mir immer vor, künftig weniger zu trinken.

Das muss ich mir aus der Nähe anschauen, hüstel

Panorama-Overkill

Leichtfüßig nehme ich im Anschluss die Stufen, überhole andere Wanderer und bewundere die Steinkulisse neben mir. Obwohl dies mein siebter Tag ist, haben die Elbsandsteingiganten nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Immer wieder starre ich mir die Augen aus, wenn ich mit dem Kopf in den Nacken gelegt nach oben schaue und Gesteinsschicht um Gesteinsschicht vermesse.

Aufstieg Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Das Staunen bleibt auch an Tag Sieben nicht aus

Über Leitern nähere ich mich einer charakteristischen Stelle – ein Engpass mit dem treffenden Namen Nadelöhr. Es handelt sich um eine Auskerbung in den Felsen, durch die man hindurch muss.

Über Leitern hinauf zum Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Endlich mal wieder Leitern und Felsspalte

Meine Stöcke, die ich am Rucksack befestigt haben, ecken über mir an den engen Wänden an, während ich unter Zuhilfenahme sämtlicher Limbo-Moves versuche, elegant durch das Loch zu schlängeln.

Nadelöhr, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Das Kamel muss durch das Nadelöhr

Von allen Stellen und Spalten, durch die ich mich hindurch gewunden habe, ist dies diejenige, die mir die größten Schwierigkeiten bereitet. Aber auch diese Herausforderung gelingt.

Nadelöhr am Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7
Von oben wirkt es noch schmaler. Ein echtes Kunststück mit Gepäck

Kurz darauf bin ich auf dem Plateau, dass ich mir mit einer Vielzahl anderer Menschen teile. Ich klettere auf der Suche nach dem besten Ausblick über die Steine. Auch hierbei ist der Rucksack etwas hinderlich. Es springt sich einfach nicht so leichtfüßig mit zehn Kilo auf dem Rücken.

Als ich mein Plätzchen gefunden habe, sitze ich die nächsten zwanzig Minuten glücklich in der Sonne und starre ins Land, mein Brötchen kauend.

Das schönste am Obensein: Ausblick und Pausenbrot

Das riesige Plateau bietet unzählbare Panoramapunkte. Zu allen Seiten gehen Pfade ab, die immer wieder neue Ausblicke bieten und wunderbar klingende Namen haben: Opferkessel, Dom, Luftballon, um nur ein paar zu nennen.

Aussichten am Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7
Bei so viel sprechenden Namen, geht glatt die Fantasie mit einem durch

Die wenigsten Aussichten hier oben sind übrigens mit einem Geländern gesichert, aber das stört mich inzwischen überhaupt nicht mehr, ich nehme sie alle begeistert mit. Immer sieht es anders aus, aber immer gleich schön. Längst habe ich außerdem jegliche Hemmungen verloren, wildfremde Leute dazu zu verdonnern, Fotos von mir zu machen. Es ist ja doch schöner, wenn man auf dem ein oder anderen Bild auch mal selbst zu sehen ist.

Opferkessel sucht Opfer. Ich opfere mich gern, wenn ich dafür bleiben darf.

Eine Wölbung im Stein, in der sich grün schimmerndes Wasser gesammelt hat, tut es mir besonders an. Es sieht aus, wie ein kleiner, privater Whirlpool, handelt sich aber um den Opferkessel. Ein bisschen gewaltig, so ein großer Name für so eine kleine Pfütze.

Opferkessel auf dem Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7
Einen Whirlpool gäbe es hier auch, der noch dazu extra angestrahlt wird

Bar-Ba-Ba, Bar-Ba-Ri-Ne

So sehr ich von Aussicht zu Aussicht laufe, so sehr ich auf die Schilder schaue, eine Sehenswürdigkeit fehlt mir – die Barbarine. Diese charakteristische, 42 Meter hohe Felsnadel ist ein Wahrzeichen des Elbsandsteingebirges. Sie kommt mit einer Legende daher, denn es heißt, dass eine Mutter einst ihre Tochter verfluchte, weil diese, statt in die Kirche zu gehen, lieber „in die Heidelbeere ging“. Seitdem steht sie versteinert da. Lang wurde sie als Kletterfels genutzt, inzwischen ist sie wegen Steinschlaggefahr gesperrt.

Ich frage ein Paar mit Wanderkarte nach dem Weg, doch auch sie müssen passen. Ja, sie wüssten wohl, dass die Barbarine hier irgendwo sei, aber Genaueres könnten auch sie mir nicht verraten. Die Karte erweist sich leider auch nicht als sonderlich hilfreich und so setze ich meinen Weg auf dem Malerweg fort. Es nützt ja nichts. Entweder sie zeigt sich mir oder sie kann weiter allein ins Land schauen. Die zur Schau gestellte Gleichgültigkeit hält die Beach Boys in meinem Ohr aber nicht davon ab, weiterhin penetrant Bar-Ba-Ba, Bar-Ba-Ri-Ne zu singen.

Der Camino ist überall

An der nächsten Aussicht stechen mir die Wandersocken eines anderen Wanderers ins Auge, denn ich erspähe darauf je eine gelbe Muschel. Das ist ganz eindeutig eine Jakobsmuschel, Erkennungszeichen der Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Ich kann nicht anders, ich muss den Herrn ansprechen. Camino verbindet schließlich, und so erkundige ich mich, ob ich es mit einem Peregrino zu tun hätte. Volltreffer.

Vor mir steht Jürgen aus dem Spreewald, der in Begleitung von Rudi aus Wien unterwegs ist. Die beiden kennen sich aus dem späten Frühjahr, wo sie sich auf dem Camino del Norte in die Arme gelaufen sind. Bis Santiago waren die beiden von Bilbao aus unterwegs. Was für ein Zufall, ich war zu ähnlicher Zeit dort. Schnell sind wir im Gespräch und fachsimpeln über das Pilgern, die Wegführung, Markierungen, Herbergen, Camino Magic und die ganz besondere Verbundenheit, die sich schnell zwischen Pilgern einstellt. Die beiden feiern auf dem Malerweg ihr erstes Wiedersehen nach dem Camino. Es war für sie völlig klar, dass sie wieder fernwandern würden und wie ich sind sie begeistert.

Als sie meine wundervollen, blauen Flecken an den Armen entdecken, wissen sie, wer ich bin. Ich sei doch in der Neumannmühle die Treppe hinabgestürzt? Da seien sie aber froh zu sehen, dass es mir gut gehe. So bekommt jeder seinen kleinen Moment Berühmtheit, und das hier ist meiner. Gemeinsam setzen wir den Weg fort.

Kletterpartie der Extraklasse

Wir lassen die Berggaststätte links liegen. Es ist einfach zu viel los und dafür, dass ich dachte, ich sei heute schnell am Ziel, ist die Zeit dann doch schon zu weit fortgeschritten. Es ist halb eins und für die Festung solle man zwei Stunden einplanen. Ein Turm, der aussieht wie aus einem Märchen ist die nächste Attraktion.

Aussichtsturm auf dem Pfaffenstein
Märchenhafter Aussichtsturm. Es könnte auch Rapunzels Zuhause sein

Es handelt sich um einen Aussichtsturm, aber auch hier hält mich der Trubel davon ab, genauere Erkundungen einzuholen. Außerdem sind wir nun endlich in der Nähe der Barbarine. Ich habe ein Schild gesehen.

Vor einem Felsspalt hat sich eine Menschenschlange gebildet. Wer die Felsnadel sehen möchte, muss hier durch, und das wollen offensichtlich einige. Die Passage ist einmal mehr so eng, dass sie immer nur in eine Richtung passiert werden kann.

Pfaffenstein Zuweg Barbarine Malerweg Etappe 7
Einbahnstraße, auch ohne Schild

Geduldig wartend stellen wir uns hinten an, während sich die Horden durch das Gestein bewegen. Endlich sind wir an der Reihe. Mein Rucksack gibt die üblichen, vorwurfsvollen Kratzgeräusche von sich. Ich kann es ihm nicht verübeln. Die Wasserflaschen an den Seiten ecken bei jeder Bewegung an, aber auch hier komme ich durch.

Auf dem Weg zur Barbarine, Pfaffenstein, Elbsandsteingebirge
Kein Wunder, dass der Rucksack schabt

Auf der anderen Seite wartet die nächste Überraschung. Von der Barbarine ist nach wie vor nichts zu sehen. So langsam habe ich das Gefühl, Mitspieler in einer besonderen Art von Verstecken geworden zu sein. Rudi fragt andere Wanderer und endlich bekommen wir den entscheidenden Tipp: um die Barbarine zu sehen, müssen wir außen am Fels entlang KLETTERN, dann befinde sie sich gleich links von uns. Mir rutscht mein kleines Herzchen in die Hose. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich erinnere mich an verschiedene Aufnahmen des phallusartigen Steins. Die Leute sind da alle hingeklettert? Chapeau.

Barbarine, Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7
Hinter den Steinen verbirgt sich die Barbarine.

Während ich noch skeptisch schaue, hat sich Rudi bereits auf den Weg gemacht. Völlig entspannt macht der gebürtige Kärntner samt Rucksack große Schritte, springt teils von Steinquader zu Steinquader. Ich hingegen male mir die ganze Zeit aus, was passiert, wenn ich das Gleichgewicht verliere. Immerhin befinden wir uns auf 450 Metern Höhe und neben mir geht es mehr als 50 Meter steil in die Tiefe. Ob ich komme, ruft es von vorn. Jürgen hinter mir schaut ähnlich skeptisch wie ich. Zaghaft stelle ich den Rucksack am Fels ab. Mitnehmen werde ich ihn auf keinen Fall und klauen wird ihn schon niemand.

Hin und her gerissen zwischen Abenteuerlust und einem nervösen Kribbeln im Bauch schaue ich auf das Stück vor mir. Jeder, der ein bisschen Ahnung vom Klettern hat, wird sich vermutlich totlachen, denn es handelt sich um wirklich breite Steine, die man entweder gebückt, ganz nah am Fels dafür aber in sicherer Entfernung vom Abgrund entlang kriechen kann, oder man macht es wie Rudi, und springt in aufrechter Haltung von Stein zu Stein. Für jemanden wie mich, dem Höhe nicht ganz geheuer ist, ist die Tatsache, dass es neben mir ungebremst in die Tiefe geht, eher gruselig. Was soll es – die Neugierde siegt.

Adrenalinlastiges Fotoshooting

Rudi hat die Barbarine längst erreicht und strahlt. Es lohne sich, verspricht er. Meine Angst scheint offensichtlich, denn der Wiener kommt mir entgegen. Sein Freund Jürgen ist hinter mir. Eingerahmt von meinen beiden Camino-Kollegen kraxle ich mit wackeligen Beinen los. Einfach nicht nach rechts schauen, lautet die Devise. Als ich nach gefühlt zwanzig Minuten, vermutlich sind es fünf, auf allen Vieren um die Kurve biege, bietet sich mir ein unglaublicher Blick.

Barbarine, Pfaffenstein, Etappe 7 Malerweg Gohrisch Königstein
Noch einmal tief durchatmen. Gleich ist es geschafft.

Zu meiner Linken steht die Barbarine, dahinter wie auch in alle anderen Richtungen erstreckt sich ein weiteres, unglaubliches Panorama. Ich strahle, Rudi auch. Ob er ein Bild von mir machen solle? Na klar. Vorsichtig gehe ich an ihm vorbei und halte mich an den Felsen fest. So ganz geheuer ist mir die Situation nach wie vor nicht.

Barbarine, Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7
Lang gesucht, endlich gefunden

Der Weg zurück erweist sich noch mal als kleine Extra-Challenge. Rudi geht erneut voraus und hat schnell wieder sicheren Boden unter den Füßen. Bei mir klappt die erste Hälfte auch noch prima, doch dann habe ich auf einmal einen Knoten im Kopf. Ich stehe an einem Spalt zwischen zwei Steinquadern. Er ist von überschaubarer Breite. Mit klarem Kopf könnte man einfach einen großen Schritt machen. Aber ich habe keinen klaren Kopf. Stattdessen friere ich ein und kann mich nicht mehr von der Stelle bewegen. Da ist sie dann doch noch, die Angst.

Ein weiteres Mal hilft mir Rudi aus der Misere. Er kommt zu mir zurückgeklettert und gibt mir idiotensichere Anweisungen. Wo ich meine linke Hand hinsetzen soll, wo die rechte. Was ich mit den Füßen machen soll. Ich befolge seine Anweisungen wie in Trance, vertraue darauf, dass er weiß, was er tut. Und tatsächlich, es erweist sich als absolut unkompliziert, wenn man sich einmal dreht. Darauf wäre ich alleine vermutlich nie gekommen und säße heute noch auf dem Stein. Als ich sicher neben meinem Rucksack angekommen bin, bedanke ich mich immer wieder bei meinen beiden Schutzengel. Ohne sie hätte ich mich das niemals getraut und hätte auf einen ganz besonderen Moment verzichten müssen.

Bis heute kann ich mich bestens an mein Gefühlschaos erinnern. Neben Freude und Herzklopfen dominierte dabei aber klar eine Regung den Moment und das war mein Stolz, dort oben zu stehen. Was hatte ich mir vorher für Gedanken gemacht, dass der Malerweg mich an bestimmten Stellen an meine Grenzen bringen würde! Nichts da. Ich war über mich selbst hinausgewachsen. Wer genau hinschaut, erkennt übrigens, wie sich meine Hände in den Fels krallen, obwohl für meine Füße vor mir ausreichend Platz auf dem Stein ist. Hätte mir das jemand vor der Wanderung gesagt, ich hätte ihm einen Vogel gezeigt. Aus diesem Grund ist diese Aufnahme für mich mein schönstes Foto 2019.

Mein Bild des Jahres

So kompliziert kann einfach sein

Als wir uns noch ein wenig auf der Plateau-Zunge umschauen, entdecke ich plötzlich ein Schild, auf dem Barbarine steht. Es weist in einen Felsspalt, der uns zuvor entgangen ist. Ich gehe hindurch und muss lachen. Von wegen, alle anderen sind ähnlich abenteuerlich zu ihren Barbarine-Fotos gekommen. Es gibt einen einfachen, komplett ungefährlichen Zugang zu einer mit Geländer gesicherten Felsöffnung. Schaut man dort heraus, liegt die Barbarine zur Rechten. Lediglich das Auffinden dieser Stelle ist ein wenig kompliziert. Nun gut. Einfach kann jeder.

Barbarine, Pfaffenstein, Etappe 7 Gohrisch Königstein, Malerweg
Der klassische Blick auf die Barbarine – wenn man ehrlich ist, kein allzu großer Unterschied

Um zurück auf den Malerweg zu kommen, müssen wir noch einmal durch den Felsspalt. Dass die Stufen eigentlich Gegenverkehr nicht zulassen, ist einer Frau herzlich egal, die stumpf hinaufklettert, obwohl wir gerade mit mehreren Leuten aus der entgegengesetzten Richtung kommen. Leise schimpfend drückt sie sich an die Wand. Manche Leute sind einfach unverbesserlich. Ich muss mich wirklich zurückhalten, um keine 90 Grad Drehung mit dem Rucksack zu machen und ihr einen mitzugeben.

Der Abstieg ist wie so häufig in den letzten Tagen schnell gemacht. Nach einer guten Viertelstunde bin ich unten, wo mich die Beschilderung kurzzeitig verwirrt. Ein Wegweiser ist so gedreht, dass er zwei Wege meinen könnte. Ich entscheide mich für den falschen, was mir nach einer knappen Viertelstunde auffällt, als ich mich über den breiten, schnurgeradeaus verlaufenden Wirtschaftsweg wundere. Ich kehre um und kann im Vorbeigehen noch den ein oder anderen Wanderer aufklären. Offensichtlich bin ich nicht die einzige, die sich in die Irre hat führen lassen.

Der richtige Malerweg führt mich ein kurzes Stück am Waldrand entlang einer Wiese, von der man einen schönen Blick zurück auf den Pfaffenstein hat.

Rückblick auf den Pfaffenstein, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
So schnell verliert man sich aus den Augen

Von quirligen Dieben

Im Anschluss schlängelt sich der Pfad wieder hinauf durch den Wald. Rudi und Jürgen habe ich unterwegs verloren, dafür überhole ich sicher zehn andere Spaziergänger. Das schöne Wochenendwetter scheint so manchen auf den Plan gerufen zu haben, doch je tiefer ich in den Wald gerate, desto mehr verlieren sich die Menschen. Ich bin am Quirl unterwegs. Was ich für einfachen Wald halte, ist de facto ebenfalls ein Tafelberg. Er ist nicht sonderlich hoch, hat dafür aber das größte Gipfelplateau, erfahre ich auf der Seite der sächsisch-böhmischen Schweiz. Ich bin immer noch auf 300 Metern Höhe, aber da ich gerade 150 Meter vom Pfaffenstein runter bin, fällt mir das nicht auf.

Schmaler Fuß ist von Vorteil

Der Wald um mich herum hat etwas geradezu Magisches. Die Sonne setzt kleine, schimmernde Akzente, die zusammen mit den ersten Blättern auf dem Boden wie Glühwürmchen aussehen.

Quirl Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Glühwürmchen-Party

Es ist still, bis auf das gelegentliche Tschirpen der Vögel. Bäume liegen umgefallen zwischen großen Steinen. Kurz frage ich mich, ob ich mich erneut verlaufen habe, so unberührt und abgelegen wirkt der Weg. Erleichtert fällt mein Blick auf eines der eher seltenen Ms an einer Birke. Passt alles.

Vor mir zeichnet sich eine steil in die Höhe ragende, zerklüftete Felswand ab, zu deren Füßen sich Höhlen befinden. Ich habe den Diebskeller erreicht.

Diebshöhle, Quirl, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Keine Pappmaché-Kulisse sondern die Diebshöhle

In dieser riesigen, knapp dreißig Meter langen Höhle darf man sogar boofen.

Diebshöhle, Quirl Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Egal wie oft ich schaue, ich sehe zwei Totenköpfe

So aufregend ich es mir vorstellen, eine Nacht im Wald zu verbringen, so wenig würde ich ein Auge zutun. Das gehört dann wohl doch zu den Dingen, die ich mich nur in Begleitung trauen würde. Begleitung gäbe es heute sogar, denn in der Höhle treffe ich Rudi und Jürgen.

Diebshöhle, Quirl, Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Gut getarnter Höhleneingang

Wir laufen als Trio weiter. Gerade noch mitten im Wald, befinden wir uns nur zehn Minuten später auf einem Feldweg, der an Schrebergärten vorbei abwärts führt. Ein Bewohner beweist besonders exzentrischen Geschmack bei der animalischen Ausgestaltung seines Domizils.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Kurz sitzen wir dem Trugschluss auf, bereits Königstein erreicht zu haben, aber wir sind immer noch bzw. schon wieder in Pfaffendorf. Unser Weg über den Pfaffenstein hat einen riesigen Bogen beschrieben.

Bettenbingo in Königstein

Es geht kontinuierlich abwärts, hauptsächlich auf geteerten oder gepflasterten Straßen, die sich aber in Begleitung meiner beiden Camigos plaudernd schnell überwinden lassen. Jürgen ist etwas nervös. Das Duo hat bisher keine Unterkunft. Anders als ich haben sie nichts vorgebucht, zu frisch ist die Erfahrung des Jakobswegs, wo in der Regel ausreichend Herbergen auf die Pilger warten.

Ich kann sie so gut verstehen, bin ich ja auch kein Freund von durchgeplanten Reisen und reservierten Betten. Rudi bleibt entspannt, es werde sich schon etwas finden, während Jürgen immer wieder die Nummern der Ferienwohnungen, an denen wir vorbeilaufen, wählt, aber jedes Mal erfahren muss, dass selbige belegt sei. Ich fiebere mit den beiden mit. Die Tatsache, dass Samstag ist, macht es nicht besser.

Kopfsteinpflaster – in Wanderschuhen hätte ich geflucht, in Trailrunnern kein Thema

Um zwanzig nach drei laufen wir in Königstein ein. Was für ein hübscher Ort am Flüsschen Biela mit einer Kirche, die auf einem Hügel thront. Ich war schon zuvor happy, dass ich hier absteige, jetzt noch viel mehr.

Ich beschließe, wie geplant meinen Rucksack ins Hostel Four Lions zu bringen, das nicht weit von hier ist. Rudi und Jürgen wollen erstmal etwas Essen, bevor sie entscheiden, wie es weitergehen soll und wir verabreden, dass ich gleich wieder dazustoße. Die Lust, noch zur Festung hinauf zu laufen, hält sich bei uns allen in Grenzen. Obwohl die Etappe kurz war, sind wir alle ein bisschen müde. Ein Bier wirkt da deutlich verlockender als ein weiterer Anstieg.

Königstein, Malerweg Etappe 7
Postkartenidylle in Königstein

Eine Tafel auf dem Weg zur Unterkunft führt beeindruckend vor Augen, wie heftig das Elbhochwasser hier schon gewütet hat. Kein Wunder, dass die Kirche auf dem Hügel liegt. 2002, als Kanzler Schröder mit Gummistiefeln im Fernsehen durchs Bild watete und ich in Heidelberg die Bögen der Alten Brücke in den Wassermassen nicht mehr ausmachen konnte, war der zweithöchste Wasserstand.

Nur 1845 war es noch schlimmer als beim Hochwasser in 2002

Im Hostel verrät ein Schild, dass die Rezeption erst ab fünf besetzt ist, so dass ich unverrichteter Dinge und samt Rucksack abrausche. Ich will ihn nicht unbeaufsichtigt hier lassen. Rudi und Jürgen sind nicht weit gekommen, ich treffe sie in einer der kleinen Gassen. Gemeinsam kehren wir in der ortsansässigen Pizzeria ein und bestellen Schwarzbier.

Jürgen versucht weiterhin, ein Zimmer für die Nacht aufzutreiben, doch das einzige freie befindet sich in Dresden. Auch wenn die sächsische Landeshauptstadt mit der S-Bahn leicht in einer guten halben Stunde zu erreichen ist, nervt es natürlich gewaltig, von dort morgen wieder anzureisen, denn für die beiden Pensionäre ist klar, dass sie den Malerweg komplett laufen möchten.

Mir fällt meine Unterkunft vom ersten Tag ein, das Hostel im Kunsthaus in Wehlen. Das ist zwar auch nicht zu Fuß erreichbar, aber deutlich näher, weil es nur wenige Stationen mit der S-Bahn nach Wehlen sind, wo man per Boot auf die andere Seite übersetzen kann. Da ich beim letzten Mal der einzige Gast war, besteht Hoffnung, dass hier noch Betten frei sind.

Ich schreibe Künstler Christopher eine SMS und wenig später kommt die erleichternde Nachricht: er hat noch Platz und freut sich auf seine beiden Gäste, die mir um den Hals fallen, während ich mich freue, ihnen ein bisschen was zurückgeben zu können. Mein heutiges Abenteuer wäre ohne sie nicht möglich gewesen. Um kurz vor fünf verabschieden wir uns und hoffen, dass wir uns morgen noch einmal über den Weg laufen.

Ein Funke Camino Magic

Zurück an meinem Hostel ist die Rezeption wie angekündigt besetzt und ich kann einchecken. Bevor ich an der Reihe bin, höre ich dem Gespräch zwischen Inhaber Sven und zwei Gästen zu, bei dem ich aufschnappe, dass diese gerade frühzeitig abreisen. Als ich an der Reihe bin, sage ich mein Sprüchlein auf. Mein Name sei Audrey und ich hätte hier ein Zimmer. Sven mustert mich und entgegnet, wenn überhaupt hätte ich hier ein Bett. Ich finde den Spruch semi-witzig und will gerade kontern, als er fortfährt: „Aber wenn du willst, kannst du auch gern ein Zimmer haben, gerade ist eins frei geworden.“

Sofort denke ich an meine beiden Wandergenossen, die im Bestfall noch an der S-Bahn stehen. Ich erkläre Sven, dass ich zwei Leute wisse, die gerade händeringend suchen würden und auf dem Weg zu Christopher seien. Er verspricht mir, das Zimmer für die nächste Viertelstunde nicht online zu stellen, während ich versuche, Rudi und Jürgen zu erreichen. Im dritten Anlauf klappt es und Rudi hört das Klingeln. Wie gut, dass er mir vorhin seine Nummer gegeben hat, damit ich ihm sein Foto von der Barbarine schicke. Der Österreicher kann gar nicht glauben, was ich ihm erzähle. Was für ein Zufall. Wir einigen uns darauf, es unter „Camino Magic“ zu verbuchen.

Königsteiner Nächte

Fünfzehn Minuten später sind die beiden da. Sie hatten schon ihr Ticket gekauft, waren aber noch nicht eingestiegen. Die Freude ist bei uns allen riesig, Sven inklusive. Nur Künstler Christopher hat das Nachsehen. Sven lässt ihm einen schönen Gruß ausrichten. Damit seien sie quitt. Er kümmert sich nämlich nicht bloß um sein Four Lions in Königstein, sondern auch um die Buchungen für den Kunstberg und erzählt, dass der Maler ein wenig chaotisch sei. Er habe ihm inzwischen empfohlen, sich von der offiziellen Unterkunftsliste des Malerwegs streichen zu lassen. Die sehr einfache Unterbringung im kreativen Chaos hätte manchen Wanderer überfordert und für Verstimmung gesorgt, erzählt er mir.

Er will wissen, wie ich auf die Unterkunft dort gekommen sei und wie es mir gefallen habe. Ich erzähle, dass sie in meiner alten Ausgabe des Malerweg-Heftchens noch verzeichnet war und dass ich außerdem auf dem Blog von Chaoskirsche darüber gelesen hätte. Sven lacht. Jemand mit dem Namen sei vermutlich nicht sonderlich prätentiös.

Mein Sechser-Frauenzimmer ist menschenleer. Nur zwei Betten sind belegt, so dass ich sogar noch einen Schlafplatz unten im Stockbett ergattere. Das Badezimmer geht vom Zimmer ab und ist nur für uns. Alles ist picobello sauber. Die Vorhänge, die Sven aus alter, geblümter Bettwäsche genäht hat, sehen gemütlich aus und sorgen für ausreichend Privatsphäre. Vor dem Zimmer gibt es Schließfächer. Die Unterkunft ist bis auf das letzte Bett belegt, eine Truppe auf Junggesellenabschied ist mit uns hier.

Hostel Four Lions Malerweg Etappe 7, Gohrisch Königstein
Ladies only

Ich verbringe den Rest des Abends auf Kosten meiner beiden Camino-Kollegen. Dass sie mich als Dankeschön einladen, steht für sie außer Frage. In Ermangelung eines reichen, gastronomischen Angebots gehen wir zurück in die Pizzeria. Der tschechische Kellner erinnert sich hoffentlich daran, dass wir vor zwei Stunden hier gespeist haben. Erneut Essen zu gehen, kommt für uns nicht in Frage. Wir sind satt, trauen uns aber nicht, eines der wenigen Gasthäuser aufzusuchen, um dort nur etwas zu trinken.

So sitzen wir auf der Terrasse der Pizzeria und schwelgen in Erinnerungen an unsere Wege durch Spanien, erzählen von kaputten Füßen, tollen Unterkünften und bewegenden Begegnungen. Auch mit diesen Beiden stelle ich wieder einmal fest, dass die besondere Connection zwischen Pilgern auch dann aufkommt, wenn man den Weg nicht gemeinsam gegangen ist. Es scheint eine Mischung aus dem Abenteuer und dem damit verbundenen Mindset zu sein, das einen verbindet.

Um halb zehn ist es so abgekühlt, dass wir den Abend beschließen. Mein Zimmer ist inzwischen voll belegt. Drei englischsprachige Mädels unterhalten sich leise. Über mir liegt den Klamotten nach zu urteilen eine weitere Wandererin. Als die Fünfte im Bunde von ihrem oben gelegenen Schlafplatz die drei Mädchen anzischt, sie sollten gefälligst still sein, sie wolle schlafen, angle ich mir verwundert mein Tagebuch aus dem Rucksack und gehe in den Aufenthaltsraum. Ich bin noch nicht müde und habe keine Lust, mich mit der Schlechtgelaunten anzulegen.

Der Aufenthaltsraum ist zu meiner mittelgroßen Freude fest in der Hand des Junggesellenabschieds. Die Männer quatschen lautstark bei ihrem Bier. Zwei versuchen immer mal wieder mit mir ins Gespräch zu kommen. Mir ist nur gerade weniger nach reden als nach schreiben, so dass ich für meine Verhältnisse etwas wortkarg bin. Das scheint den einen der beiden nicht weiter zu stören, denn er bietet mir erst einen Dominostein an (der Erste in diesem Jahr) und holt mir dann ungefragt ein Bier. Die anschließende Unterhaltung fällt aber dennoch denkbar kurz aus, denn Sven ist mit Trick 17 zur Stelle. Er habe den Jungs draußen ein Lagerfeuer angemacht, ob sie sich nicht lieber dort hinsetzen wollten? Wollen sie. Sven zwinkert mir zu und meint, er wolle vermeiden, dass sich nachher jemand wegen Ruhestörung beschwere.

Ich schreibe in Ruhe zu Ende und werde ein wenig melancholisch. Morgen bricht mein letzter Tag an. Wenn ich den Weg komplett machen möchte, erwarten mich gute 20 Kilometer, ein Großteil davon entlang der Elbe. Ich habe so ein Bauchgefühl, dass ich abkürzen könnte und das letzte Stück S-Bahn fahre. An der Elbe kann ich auch in Hamburg entlanglaufen, da nutze ich die Zeit lieber für die Festung. Außerdem würde ich gern einen Blick auf Pirna werfen und spätestens um sechs in Dresden sein, wo ich verabredet bin.

Kommentare und Feedback

Oh Mann, diese Kletterpartie war für mich echt nicht ohne. Warst du auch schon mal in einer Situation, wo du nicht mehr klar denken konntest und das Gefühl hattest, dich nicht bewegen zu können? Was war bei dir der Auslöser?
Bist du selbst den Malerweg gelaufen und kennst die heutige Etappe? Hast du die Barbarine ohne weiteres gefunden?
Wie immer freue ich mich über deine Kommentare, Ergänzungen, Empfehlungen und Fragen.

Du warst noch nicht in der sächsischen Schweiz und hättest gern einen Rundumschlag an Informationen zum Malerweg? Dann schau doch mal in meinen Übersichtsartikel, der neben Etappenplanung und Unterkünften auch weitere Tipps für deine Wanderung im Elbsandsteingebirge bereithält.

Zeitreise

Rückwärts: Bist du heute zufällig hier gelandet? Dann hast du ja meinen phänomenalen Vortag von Schmilka nach Gohrisch verpasst! Der war nicht schön, sondern schöna, brachte Fähr Play und Ratsch Bumm Bumm, einen Auftritt von Cher vor Zwergponys, und gewährte mir eine Audienz auf dem Papst, Würzfleisch und Opa Karl zum Abendessen und einen Tiescher im Bett.

Sekundärliteratur

Von der Tourismusregion Sächsische Schweiz gibt es neben der klassischen Webseite auch einen Blog, auf dem man in tollen Beiträgen noch sehr viel mehr entdecken kann. So gibt es auch eine beschriebene Tour über den Pfaffenstein, die nicht nur das Nadelöhr aus einer ganz neuen Perspektive zeigt, sondern auch von oben auf die Barbarine runterfotografiert, weil wohl noch einen „richtigen“ Kletter-Part gibt.

Martin und Line von Travelpurrfect waren ein Jahr vor mir am Pfaffenstein unterwegs. Auch sie hat die Felsnadel in ihren Bann geschlagen „Sie hat Beine, die bis in den Himmel reichen; sie ist stattlich gebaut und jeder hat nur Augen für sie. Klingt erstmal wie der Traum eines jeden Nachwuchsmodels, ist aber in diesem Fall eines der bekanntesten Wahrzeichen im Elbsandsteingebirge, die Barbarine“, heißt es auf ihrem Blog. Da die beiden nicht den Malerweg liefen, sind sie einmal von unten um den Pfaffenstein herum und zeigen die Felsnadel auch mal von unten und von vorn. Den ganzen Beitrag findet ihr hier.

 

Ein Gedanke zu „Malerweg Etappe 7: Von Gohrisch nach Königstein

  1. Liebe Audrey! Deine Wegbeschreibung ist wir jedesmal einfach grandios!
    Ich habe diesen Malerweg in meinem Kopf gespeichert und hoffe doch sehr ihn zu verwirklichen!
    Ich wünsche dir und allen die mitlesen ein frohes Weihnachtsfest und für das nächste Jahr alles gute!
    Ich hoffe, dass deine Reiseberichte uns alle weiterhin erfreuen werden!
    Liebe Grüße Maria

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