Etappe 10 auf dem Saar-Hunsrück-Steig oder von Urwäldern und Savannen, Rangern und E-Gitarren, von fußläufigen Zeitreisen, aussichtslosen Aufstiegen, Waldgeistern mit Farbeimern, Scherenschnitten aus Nebelschwaden, grünfelligen Drachen, Schleiertänzen, verunglückten Gänsemärschen und dem glückseligen Kampf gegen den inneren Schweinehund (19. Oktober 2019)
Als ich am frühen Samstag wach werde und einen vorsichtigen Blick aus dem Fenster riskiere, schaue ich in beeindruckend graue Suppe. Es hat in der Nacht durchgehend geregnet, und nun hat der Nebel-Wolken-Mix die Erhebungen des Hunsrücks fest im Griff, während der Nieselregen unablässig gen Boden tropft.
Kampf dem inneren Schweinehund
Bei diesem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür. Es ist Wetter, bei dem man gemütlich unter die Bettdecke krabbelt und mit dem Liebsten kuschelt, sich eine Kanne Tee kocht, oder die Nase tief in einen Kitschroman versenkt. Ärgerlicherweise habe ich weder Buch, noch Tee, noch Liebsten und ebenso wenig einen Hund. Was ich habe, sind Regenjacke, Wanderschuhe und ausbaufähige Laune.
Ich kann mir Schöneres vorstellen, als heute einen Großteil von Etappe 10 auf dem Saar-Hunsrück-Steig zu laufen. Glaube ich zumindest, während ich unter dem vorwurfsvollen Gewimmer meines inneren Schweinehundes und dem Gezeter sämtlicher, guter Geister mein gemütliches Hotelzimmer verlasse. Es nützt ja nichts. Auf nach Börfink. Ranger Patric wartet schon und anders als ich ist er bester Laune.

Von Rangern und E-Gitarren
Ranger Patric ist keineswegs mein liebevoller Kosename für einen privaten Wanderbegleiter. Er ist auch kein imaginärer Freund aus meinen nächtlichen Wanderblogger-Fantasien. Er ist aus Fleisch und Blut, trägt einen breitkrempigen Hut auf dem Kopf, unterschiedlichste Abzeichen auf seiner Jacke, einen saarländischen Akzent auf der Zunge und arbeitet hauptberuflich im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Für die nächsten Stunden wird sein vielfältiges Wissen diese Etappe bereichern.
Ranger hätte ich bis zu diesem Tag nicht in deutschen Gefilden vermutet. Patric aber erklärt selbstbewusst, man sehe sich auf Augenhöhe mit den Kollegen in Yosemite oder Kruger. Ranger kümmern sich um den Schutz und Erhalt der jeweiligen Nationalparks, beobachten, erfassen und dokumentieren Flora und Fauna, bringen ihr Gebiet Interessierten nahe und stellen sicher, dass Besucher auf den Wegen bleiben und die Landschaft in den Schutzgebieten nicht gefährden.
Das deutsche Pendant zu „Ranger“ ist übrigens „Wildhüter“, was in mir eher Assoziationen rund um Karrieren als Jäger oder Schäfer weckt, aber das nur am Rande. Nationalpark heißt, hier greift der Mensch nicht ein, hier wird nicht bewirtschaftet, hier entwickelt sich der Wald, wie es im passt, hier fällt ein Baum um und bleibt liegen, hier darf der natürliche Kreislauf seine Runden ziehen.
16 Nationalparks haben wir in Deutschland. Der Bayerische Wald ist der älteste, das Wattenmeer der flächenmäßig größte, und der Nationalpark Hunsrück-Hochwald gleich an drei Stellen besonders: er ist der jüngste, der einzige, der in zwei Bundesländern liegt und definitiv der mit der verrücktesten Form, denn sein Grundriss erinnert an eine E-Gitarre.
Zeitreise in den Urwald von Morgen
Als Patric mysteriös murmelt, dass es nun auf Zeitreise gehe, erwarte ich kurz, dass er seinen Ranger-Hut gegen ein spitzes Exemplar mit Sternen austauscht und den Satz mit „Hex Hex“ beendet. Doch weit gefehlt. Die Zeitreise ist fußläufig erreichbar, denn es gehe in den Wald von gestern und den Urwald von morgen, erklärt er. Erneut bin ich ein wenig aus dem Konzept. Urwald?
Durch meinen Kopf tanzt augenblicklich Balu der Bär und singt „Probier’s mal mit Gemütlichkeit.“ Er führt eine Polonaise an, der Mogli und Baghira fröhlich folgen. Ich warte darauf, dass die Temperatur auf den nächsten Metern des Saar-Hunsrück-Steigs ins Schwül-Warme kippen wird und sich gleich kleine Äffchen von Baum zu Baum schwingen werden. Falls nicht, hat der Ranger übertrieben…oder ich keine Ahnung.
Urwald ist nämlich keineswegs ein Synonym für Dschungel, lerne ich. Es bedeutet schlichtweg, dass es ein Wald ist, der nicht vom Menschen berührt ist. Ich verabschiede mich von meinem inneren Äffchen, muss ihm aber nicht lange wehmütig nachschauen. Patric hat adäquaten Ersatz im Angebot.
Das Unternehmen Urwald von Morgen zeige erste Erfolge. Bedrohte Tier und Pflanzenarten fühlten sich hier wohl. Paradebeispiel sei die Wildkatze, die es sich vor Ort gemütlich gemacht habe. Beim letzten Monitoring seien immerhin etwas mehr als 100 der scheuen Waldbewohner gezählt worden, berichtet er stolz.
Als Opfer übler Nachrede gejagt und fast vom Menschen ausgerottet, schaut sie heute nicht bloß putzig von den Broschüren des Nationalparks, sondern ist sogar im Logo verewigt.

Buchen sollst du suchen
Bei schützenswerten Urwäldern würden wir sofort an die Regenwälder denken, fährt Patric wissend fort. So weit müsse man gar nicht gehen. Ich winke Mogli hinterher, der sich zwischen seine Lianen trollt. Auch in Deutschland gäbe es rare Baumarten, die geschützt werden müssten, etwa die Buche.

Ein Blick auf des Rangers Karte zeigt, was er meint. Zählt sie in Deutschland sicher zu den bekanntesten, heimischen Bäumen, sieht das schnell anders aus, wenn man den Blick gen Europa oder gar weltweit richtet: die Rotbuche wächst ausschließlich in Mitteleuropa und Deutschland ist ihr Epizentrum. Was laut Volksmund bei Gewitter gilt, ist mit Blick auf ihr weltweites Vorkommen Fakt: Buchen sollst du suchen.
Im Auge des Kaleidoskops
Während ich dem Ranger lausche, wandert mein Blick in die Wipfel der Bäume und über das tiefe Laub, in dem meine Füße versunken sind. Ein breites Lächeln huscht über mein Gesicht, während vereinzelte Tropfen aus den Blättern auf mich herunterfallen. Ich befinde mich im Auge des Kaleidoskops.

Um mich herum müssen Horden von Waldgeistern des Nachts ihre Farbeimer geschwungen haben. Es leuchtet in allen Tönen: orange, rot, braun, gelb und grün – ein Orchester an Schattierungen. Hallo Herbst, was bist du schön. Vergessen ist mein morgendlicher Unwille, das Zimmer zu verlassen.

Über naturbelassene Pfade führt der Saar-Hunsrück-Steig nun durch den Wald. Es riecht nach Laub und Erde. Der Geruch des Herbstes schwingt mit den grauen Nebelschwaden durch die morgendliche Luft. Die Reihen der Baumstämme erinnern mich an einen Scherenschnitt – manche schwarz und deutlich, andere grau und schimmernd, wieder andere nur noch diffus zu erahnen.

Zwischen dem Laub und auf den umgestürzten Stämmen, die liegenbleiben dürfen, blitzen Pilze aller Formen und Farben hervor.

Mein Schweinehund liegt hechelnd vor meinen Füßen und wackelt mit dem Schwanz. Scheint, als freue er sich nun doch, heute noch rausgegangen zu sein.
Savannen-Feeling auf dem Saar-Hunsrück-Steig
Der Weg biegt in Richtung eines langgezogenen Stegs aus Holz ab, dessen rutschige Bretter mich die Füße nur langsam voreinander setzen lassen. Aber auch bei Trockenheit wäre ich nicht unbedingt schneller vorangekommen.

Vor mir breitet sich ein atemberaubendes Panorama aus. Farne und Gräser in braun-orangen Schattierungen bedecken den Boden, im Hintergrund die sanften Kurven der Hügel im Nebel, der aussieht wie aufsteigender Rauch.

Ich warte darauf, dass eine Giraffe oder ein Elefant durch das Bild läuft. Bei der Landschaft vor mir handelt es sich aber keineswegs um die Savanne, sondern um das Hangmoor Ochsenbruch.

Dass Knaben in Mooren versinken, ist selten geworden, denn die Feuchtgebiete sind heute fast schon Raritäten. Sie wurden vielerorts zugunsten der schnell wachsenden Fichten trockengelegt, die Feuchtigkeit nicht so sehr mögen.
Heute versucht man diese Flächen zu renaturieren. Zugunsten der Artenvielfalt werden sie aufgelichtet und ehemalige Entwässerungsgräben werden verschlossen.
Ich könnte stundenlang hier stehen und die Natur bewundern, doch es wird etwas frisch, wenn man sich nicht bewegt.
Streifenpullover und prankenschüttelnde Drachen
Was nun folgt, ist ein dichtes Waldstück. Der Nebel lichtet sich. Während die Farben bisher im krassen Kontrast zu seinem Grau standen, erinnert mich der Wald jetzt an die verschiedenfarbigen Streifen auf einem selbstgestrickten Pullover. Unten das Rot-Orange des Laubes, dann das Grün der Wiese im Hintergrund, darüber blaugrauer Himmel und grüngoldene Kronen.

Vielleicht leide ich auch einfach unter Halluzinationen oder habe zu viel Fantasie. Selbige meldet sich auch, als ich die bemoosten Baumstämme genauer betrachte, die aussehen, als läge ein in grünen Pelz gehülltes Fabelwesen zu meinen Füßen.

Auf dem Erbsenkopf
Vorbei an einem besonders schönen Fliegenpilzexemplar und an der Siegfriedquelle, wo der Drachentöter heimtückisch von Hagen von Tronje getötet worden sein soll, geht es nun leicht bergan.

Der Erbeskopf (ich persönlich bevorzuge ja Erbsenkopf) wartet. Mit 861 Metern ist er der höchste Berg von Rheinland-Pfalz. Der Weg hinauf fällt mir nicht sonderlich schwer. Offensichtlich bin ich noch im Malerweg-Training.
Dennoch weiß das letzte Stück zu überraschen, nämlich mit einer dekorativen Konstruktion, die ich so eher an der Wand eines Western-Saloons oder einer mittelmäßigen Tacos-Bar erwartet hätte als auf dem Saar-Hunsrück-Steig.

Aufstieg aussichtslos
Je höher es geht, desto tiefer hängt erneut der Nebel. Er ist dick und breiig, zieht in Schwaden an mir vorbei, gibt kurz einen Baumwipfel frei und legt dann wieder alles unter seine dumpfe Glocke der beruhigenden Stille.
Auf dem Plateau des Erbeskopfes angekommen, mache ich einen Aussichtsturm aus. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Ausblicks gen Null tendiert, habe ich Lust, hochzuklettern. Oben starre ich wie erwartet in trübes Nichts. Ich fühle mich wie der HSV im letzten Jahr: der Aufstieg war tatsächlich aussichtslos.
Man sagt, an guten Tagen könne man von hier bis in die Eifel sehen. Heute ist demnach kein guter Tag, auch wenn ich das so nicht bestätigen kann.

Ranger Patric gesellt sich zu mir. Begeistert betrachtet er die vorbeijagenden Nebelfetzen. Ob das nicht der Hammer sei, will er wissen, während wir dem Schleiertanz des Nebels zuschauen. Er liebe es hier draußen, und ich glaube ihm jedes Wort. Der Mann ist geboren für seinen Beruf, seine Begeisterung ist ansteckend.
Was es mit dem Konstrukt auf sich habe, das nur wenige Meter vor uns aus dem Nebel rage, will ich wissen. Je nach Perspektive sieht es aus wie ein großes R oder P und ich frage mich, ob es für „Rheinland-Pfalz“ steht. Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine Skulptur mit dem extrem kreativen Namen „Windklang 816 M“. Heute hört man hier jedenfalls genauso wenig wie man sieht.

Als wir wenig später auf dem Balkon des musikalischen Mahnmals stehen, kommt für einen klitzekleinen Moment die Sonne heraus und beleuchtet einen Streifen im Tal. Bevor ich ein Bild schießen kann, ist die Sonne schon wieder verschwunden. Das Wissen um die Sekunde klarer Sicht ist alles, was bleibt. Manche Dinge muss man einfach im Kopf statt auf der Speicherkarte behalten.
Anfassen erlaubt
Wir machen uns an den Abstieg. Die ehemalige Skipiste, die hier nun eine helle Freude für Mountainbiker ist, macht dem Wanderer nicht ganz so viel Spaß. Wie gut dass es an der Seite einen geschlängelten Pfad gibt, der in Serpentinen abwärts führt und mich unbeschadet zum Hunsrückhaus, einer Art Begegnungsstätte zwischen Mensch und Natur, bringt.

Die dortige, interaktive Multimedia-Ausstellung bringt Besuchern täglich kostenfrei zwischen 9 und 17 Uhr den Nationalpark und sein Motto „Willkommen im Urwald von morgen“ nahe. In der Dunkelheit der Räume im ersten Stock warten die Bewohner des Waldes. Knöpfe, Kopfhörer und Touch Screens laden dazu ein, das eigene Wissen über den Wald zu vertiefen.
Mein Highlight ist eindeutig „Frag den Ranger“, ein Touchscreen, auf dem Fragen aufgereiht sind. An der Wand gegenüber leuchtet ein Gruppenfoto vom Bildschirm. Tippt man auf eine Frage, tritt einer der Ranger nach vorne und beantwortet sie – Patric ist auch dabei, versteht sich.
Neben vielfältigen Informationen bekommt man im Hunsrückhaus übrigens auch guten Kaffee und sehr leckeren Kuchen zu fairen Preisen.
Zweite Halbzeit: das Spiel hat Längen
Gestärkt verlasse ich das Warme und stelle mich dem zweiten Teil der Wanderung. Die Stärkung kann ich durchaus gebrauchen. Nach dem Feuerwerk der ersten neun Kilometer, wartet das zweite Stück mit nicht mehr ganz so vielen Highlights auf.

Es gibt einen Teich zu begutachten und die Gleise einer stillgelegten Bahntrasse zu queren. Ansonsten stapfe ich auf breiteren Wegen durch den Wald. In meinem Kopf formiert sich „ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm und vorwärts, rückwärts, seitwärts, ran“, und ich kann mich nur mühsam davon abhalten, mittels einer kleinen Choreographie der Länge zu Leibe zu rücken.

Anderthalb Stunden später ragt das erste Viadukt beeindruckend aus dem Wald empor. Ein zweites, das Hunsrückbahn-Viadukt bei Hoxel, seines Zeichens höchste eingeschossige Eisenbahnbrücke Deutschlands, folgt.
Inzwischen bin ich leider zu sehr damit beschäftigt, den Regen zu verfluchen, der mich unter dem Motto „back for good“ seit über einer Stunde begleitet, als der Umgebung Reize abzutrotzen. Für ein Foto reicht es aber doch noch.

Gott sei Dank im Gänsemarsch
Ich trotte weiter und denke wohl zum ersten Mal heute: Gut, dass ich nicht alleine unterwegs bin. Meine Tour findet nämlich im Rahmen eines Blogger-Wanderns statt.
Zugegebenermaßen habe ich auf den ersten zehn Kilometern mehrfach verflucht, Teil einer zwanzigköpfigen Wandergruppe zu sein. Ich liebe es, im Wald zu wandern, den Geräuschen, Gerüchen und meinen Gedanken in meinem Tempo nachgehen zu können und im Bestfall die ganze Herrlichkeit für mich zu haben.
Heute musste ich mich hingegen immer wieder darauf konzentrieren, niemandem in die Hacken zu treten oder über den Haufen zu rennen. Der Wanderblogger bremst nämlich gern unvermittelt, wenn sich ihm ein schönes Motiv bietet. Und auch das Geschnatter beim Laufen hat mich heute Morgen ein wenig gestört, weil die Geräusche des Waldes in diesem menschlichen Klangteppich etwas untergingen.
Nun macht sich erstmals Erleichterung über die Möglichkeit des Schnatterns breit. Zeit vergeht deutlich schneller, wenn man plaudernd unterwegs ist und so philosophiere ich die nächsten zwei Stunden mit meinen „Kollegen“ über Fernwander- und Jakobswege, über Ausrüstung und Wetter. Gegen Ende malen wir uns zudem immer detaillierter aus, was unser 3-Gänge-Menu heute Abend wohl bereithalten wird. Merkliches Magenknurren ist die Folge.
Lächelnd ins Finish
Um sechs erreichen wir die Ausläufer von Morbach. Wir sind am Ziel und klettern wenig später freudig in den Bus, der uns die letzten Kilometer der Etappe bis zu unserem Hotel in Morbach abnimmt.

Kälte und Nässe verschwinden auf der Fahrt schnell. Was bleibt, ist mein Lächeln.
Tage wie heute zeigen mir einmal mehr, dass es sich immer lohnt, nach draußen in die Natur zu gehen, auch oder gerade bei schlechtem Wetter. Das gute Gefühl, etwas gemacht zu haben, dominiert alles. Die frische Luft macht den Kopf klar. Und die Farben des Herbstes sehen bei schlechterem Wetter sogar umso besser aus. Also raus mit euch.

Saar-Hunsrück-Steig zum Selbermachen
Anreise
Apropos Bus: Wir hatten das große Glück, dass wir mit einem Bus zum Etappenstartpunkt gebracht und an anderer Stelle wieder abgeholt wurden. Leider sind die möglichen Start- und Endpunkte der 27 Etappen des Saar-Hunsrück-Steigs nur bedingt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Um ihn trotzdem zu einem gut wanderbaren Erlebnis zu machen, wurden Abholpunkte mit Schild und Ruhebank eingerichtet. Hier kann man sich von den Gastgebern der Hotels entlang des Weges abholen und am nächsten Morgen wieder hinbringen lassen.
Premium-Steig
Der Saar-Hunsrück-Steig wurde im Jahr 2007 eröffnet und seitdem stetig erweitert. 2012 kamen zwei Etappen von Perl an der Mosel bis zur Saarlandschleife hinzu, 2015 wurde das Stück von Idar-Oberstein bis Boppard angeschlossen.
Auf somit nun 410 Kilometern, von denen gerade einmal fünf Prozent asphaltiert sind, verbindet der Saar-Hunsrück-Steig das Saarland mit Rheinland-Pfalz. Vier Etappen, nämlich die Nummern Neun bis Zwölf, führen durch den Nationalpark. Zu den Highlights entlang des Weges zählen die Saarschleife, die Primtalsperre, der Erbeskopf, der keltische Ringwall von Otzenhausen und die Wildenburg.
Nicht umsonst ist der Saar-Hunsrück-Steig mit dem Deutschen Wandersiegel „Premiumweg“ ausgezeichnet und gilt überdies dank seiner hervorragenden Beschilderung als „unverlaufbar“.
Trekking-Pläne
Wem es nicht reicht, seinen eigenen Rucksack zu schultern und wer auf der Suche nach noch etwas mehr Abenteuer und nächtlicher Outdoor-Luft ist, wird momentan bereits auf dem nahegelegenen Soonwaldsteig, der auf 83 Kilometern von Kirn nach Bingen führt, fündig. Hier gibt es Trekkingplätze, die eine Übernachtung im Wald im eigenen Zelt ermöglichen. Ab April 2020 zieht der Nationalpark Hunsrück-Hochwald nach, denn gerade werden drei Trekking-Plätze errichtet.
Date the Ranger
Wer meinen begeisterten Ausführungen über Patric und seine Kollegen bisher neidisch gelauscht hat und glaubt, dass so ein Schnickschnack nur organisiert wird, wenn eine Horde Wanderblogger anrückt, täuscht sich. Tatsächlich kann jeder selbst in den Genuss kommen.
Dienstags bis freitags um 14 Uhr führen die Ranger unabhängig von der jeweiligen Wetterlage, Besucher kostenlos durch ihren Nationalpark. Am Wochenende gibt es zudem Touren mit zertifizierten Nationalparkführern. Die Details und Treffpunkte findet man hier.
Lohnenswerte Abstecher
Für diejenigen, die ungern immer in eine Richtung laufen, bieten sich mit den violett markierten Traumschleifen ganze 111 thematisch unterschiedliche Rundwanderungen um das Gebiet des Saar-Hunsrück-Steig an. Mit einer Länge von sechs bis zwanzig Kilometern und Einstufungen von leicht bis anspruchsvoll sollte hier jeder die richtige Tour finden.
Ich kann selbst nur bedingt mitreden. Meine Füße berührten lediglich Auszüge von Traumschleife 64, der Dollbergschleife, die aber tatsächlich traumhaft war.

Bei bestem Wetter bekam ich Einblicke in die Welt der Kelten: erst beim Besuch im Keltenpark, der Nachbildung eines keltischen Dorfes, später dann beim Aufstieg auf die beeindruckende Befestigungsanlage, dem keltischen Ringwall.
Bloggerwandern – The Making Off
Die Gastlandschaften Rheinland-Pfalz haben bereits zum fünften Mal ein Bloggerwandern organisiert. Für mich war es Premiere, und ich muss zugeben, dass ich absolut positiv überrascht wurde. Das Programm war voller Abwechslung und bestens organisiert. Was mich neben den Wander-Highlights aber besonders begeistert hat, war die Wahl der geladenen Blogger.
Tagsüber wie auch abends gab es immer wieder tolle, ernste Gespräche, Tipps zu neuen Fernwanderungen, Lobgesänge auf das Thema „Gepäck-selbst-tragen“ und Diskussionen rund um das Equipement. Doch das Schönste für mich war die Tatsache, dass ich beim Zubettgehen nicht nur über leichten Muskelkater in den Beinen vom Wandern sondern auch im Zwerchfell vom Lachen klagen durfte.
Das begann schon mit meiner Bahnanreise in Gesellschaft von Romy und ihrem Rotkäppchen, das sie gnadenlos um halb acht morgens servierte, setzte sich fort mit der unfreiwilligen Regionalzug-Pause in Frankfurt, bei der die Zugtür so lange blockiert wurde, bis auch wir den denkbar knappen Umstieg geschafft hatten (danke, Jens), eskalierte auf den Busfahrten, die sich in der letzten Reihe wie Klassenfahrten anfühlten (Gruß an Sven und Björn) und gipfelte in recht weinseligen Abendveranstaltungen. Kurz – wir hatten unheimlich viel Spaß.
Die Bilder, die ich oben gewählt habe, zeigen dir, wie der Saar-Hunsrück-Steig aussieht, wenn du ihn allein läufst. Gar nicht so einfach, diese zu schießen, wenn um einen herum knapp zwanzig andere Blogger auf der Suche nach guten Motiven herumturnen.
Die Realität sah daher oftmals anders aus. Hier ein Best-off „Blogger fotografieren Blogger beim Fotografieren“:
Sekundär-Literatur zum Saar-Hunsrück-Steig
Bekommst du nicht genug vom farbenfrohen Hunsrücker Herbst? Willst du wissen, was wir sonst noch unternommen haben? Findest du mich auf einem der Fotos in anderen Beiträgen? Schau doch mal bei:
Anke von Reisefeder, Björn von Bergtouren im Allgäu, Nick von Urban Hiker, Heike von Heikes Heimatwandern, Romy von Etappen-Wandern, Sven von theBackpacker.de, Jens von Overlandtour, Jana von Fußläufig erreichbar, Stefan von HappyHiker, Yvonne von Fernwehyvi, oder Jörg von Outdoorsuechtig.
Verschlingst du sowieso alles rund um das Thema Wandern und Unterwegssein? Dann wirf doch mal einen Blick auf die anderen Teilnehmer, bei denen es auch unabhängig von Beiträgen zum Bloggerwandern einiges zu entdecken gibt:
Björn von Sepp am Berg, Frank von Little Discoveries, , Sabrina und Igor von Explore the Outdoors oder Frank von Der Entspannende.
Offenlegung
Ich durfte den Saar-Hunsrück-Steig und seine Umgebung auf Einladung der Gastlandschaften Rheinland-Pfalz und der Tourismus Zentrale Saarland im Rahmen des 5. Bloggerwanderns unter die Lupe nehmen. Anreise, Unterbringung und Verpflegung wurden von selbigen übernommen. Auf meine Schilderung der Erlebnisse und meine Bewertung des Saar-Hunsrück-Steig hat dies keinen Einfluss, wenn man davon absieht, dass es mich ohne diese Einladung vermutlich nicht so schnell dorthin verschlagen hätte. An dieser Stelle meinen herzlichen Dank!
Kommentare & Feedback
Warst du schon auf dem Saar-Hunsrück-Steig unterwegs? Welche Etappen bist du gelaufen? Was hat dir gefallen, was nicht so? Oder hast du dich vielleicht an einer der Traumschleifen versucht? Welche kannst du empfehlen? Warst du vielleicht sogar mit beim fünften Bloggerwandern? Wie hast du unser Wochenende erlebt?
Ich freue mich wie immer über dein Feedback.
Willst du mehr über Wandern in Deutschland wissen? Hier geht es auf den Mosel-Camino, den Rheinsteig oder den Harzer Hexenstieg.
Huch – ich habe den Malerweg erwartet – und den Saar-Hunsrück-Steig gefunden. Aber wieder einmal sehr schön, sehr liebevoll und detailliert beschrieben.
Scheinbar hast du die gleiche Vorliebe wie ich für „alberne“ Kinderverse beim Laufen?? Ich bin dann immer dankbar, dass es außer mir niemand hört 😉
Für dich ja eine neue Erfahrung so in der Gruppe, oder? Wie hat es dir gefallen?
Ich freue mich auf deinen nächsten Beitrag – liebe Grüße
Gruppe ist definitiv nicht meins, so viel kann ich sagen 😂
Ich mag mich nur ungern an das Tempo anderer gewöhnen.
Und ab Sonntag geht der Malerweg weiter – wollte nur die Herbstbilder als Ansporn raushauen, bevor Winter ist 😉
Ich bin echt neidisch. Meine Bewerbung wurde abgelehnt…. HEUL 🙁
Ich drück die Daumen für nächstes Jahr 😉
Hi Audrey, der S-H Steig (na ja, ein Steig ist er nicht wirklich…) fristet m.E. zu Unrecht ein Schattendasein. Ich habe bereits einige Etappen „durch“, incl. des Soonwaldsteigs mit 3 Tagen Trekking und Selbstversorgen. Die Wegmarkierungen sind so gut, dass man keinen Reiseführer, nicht mal eine Karte oder App braucht und die Wege-Scouts haben sich viel Mühe gegeben, naturbelassene Pfade so gut wie möglich zu verbinden. Mir hat er jedenfalls ganz gut gefallen, schon allein, weil er zu den weniger gut besuchten Wegen gehört. Allein die Infrastruktur für An- und Abreise ist nicht immer optimal. Grüßle vom Fischkopp aus dem Schwarzwald. SonjaM
Liebe Sonja,
Wie cool – du kennst den Saar-Hunsrück-Steig! Und den Soonwald-Steig. Und du hast dir die krasse Nummer samt Trekking gegeben.
Ich werde gerade sehr klein mit Hut!! Hast du das allein gemacht?
Wenn du noch mal hinwillst, dann schnell – nachdem da jetzt 18 Blogger waren, wird es sicher künftig durch die Decke gehen 😉
Bist du Etappe 10 gelaufen? Ich fand sie klasse und würde glatt über eine Woche Wiederholung nachdenken, um zumindest die Nationalpark-Etappen und ein bisschen drumherum mitzunehmen. Zu welcher Jahreszeit warst du da? Was war dein Lieblingsstück? Fragen über Fragen!
Hi Audrey, bin meist allein unterwegs, dann brauche ich mich keinem Tempo anpassen und kann den Weg genießen und mir Zeit lassen 😉
Den ersten Abschnitt des S-H Steigs bin ich Ende April von Perl bis zur Nonnweiler Talsperre gegangen. Ab besten hat mir das satte und fette Grün des Weges gefallen und natürlich die Saarschleife. Den nächsten Teil nehme ich irgendwann im kommenden Jahr unter die Füße, die von Dir erlaufene Etappe kenne ich noch nicht. Wird nachgeholt, ich beeile mich, so dass ich vor dem großem Ansturm durch bin.
Den Soonwald Steig habe ich in 3,5 Tagen erlaufen und die Trekkingplätze genutzt, war ziemlich cool, manchmal unheimlich, aber eine tolle Erfahrung. Hier hat mir das erste Drittel am besten gefallen, die Trekkingplätze sowieso und als besonderes Highlight die Dusche vom Campingplatz am Rhein 😉 LG Sonja
Sonja, danke dir vielmals für deine ausführliche Zusammenfassung!! Das ist absolut großartig 🤗
Ja, lauf schnell – jetzt, nachdem die Créme de la Créme (*hüstel) da war, werden sich Schlangen bilden 😉
Na, dass nenn ich mal einen gelungenen Bericht, meine Liebe! Toll geschrieben und wie immer musste ich mir das ein oder andere Lachen verkneifen – Audrey eben 😉
Nun muss ich lachen, weil du dir selbiges versucht hast zu verkneifen. Schön war’s.
Hallo Audrey! Das hast Du super be- und geschrieben. Der Ranger Patric war der Hit und insgesamt war es sehr schön am Saar-Hunsrück-Steig und im Nationalpark!
Liebe Grüße aus Limburg,
Jörg vom Wanderblog Outdoorsuechtig
Hi Jörg, freut mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Es war aber auch wirkliche eine schöne Wanderung. Und dass wir uns endlich einmal persönlich kennen lernen konnten, hat mich ebenfalls sehr gefreut.
Gute Woche dir,
Audrey
Liebe Audrey,
der Artikel gefällt mir richtig gut 🙂 Es war ein tolles Wochenende und ich hab mich riesig gefreut, dass wir uns kennengelernt haben. Ich hoffe wir gehen bald mal wieder eine Tour zusammen.
Liebe Grüße
Nick
– UrbanHiker.de –
Hi Nick,
Danke, es hat tatsächlich Spaß gemacht, ihn zu schreiben. War aber auch ein cooles Wochenende und dann noch so tolle Kollegen. Wer weiß, vielleicht gehen wir ja mal eine Schleife im Müllerthal – der Trail steht zumindest für nächstes Jahr auf dem Programm. Und den hast du meines Wissens ja auch noch nicht ganz gemacht 🙂
LG Audrey
Hallo, liebe Audrey, das ist ja lustig: An Balu habe ich auch gedacht. Mein erster KInofilm mit sechs Jahren. Das Original. Sowas vergisst man nicht. Dein Artikel hat mir viel Spaß gemacht! Liebe Grüße Heike
Liebe Heike,
Es freut mich wirklich sehr, dass du deine Freude am Artikel hattest.
Dann sind wir jetzt ja quitt 😉 Geht doch nichts über gegenseitiges gutes Unterhalten
Wie Natur ist wirklich sehr bewundernswert. Danke für die Einblicke. Das sind sehr schöne Fotos.
Lg Alisa