Von einer, die auszog, ihr Leben zu ändern, von Jahrestagen und Geburtstagen, Erinnerungen und Erfahrungen, von Gerüchen und Geschmäckern, vom Hier und Jetzt, Kopf und Bauch und dem süchtig machenden Geschmack der Freiheit (29. April 2021)
Holt die Luftschlangen raus! Heute ist Jahrestag. Der Camino und ich feiern Fünfjähriges. Es ist eine Mischung aus Beziehungsjubiläum und Geburtstag. Wir haben uns beim Aufwachen gefreut, dass niemand geschnarcht hat, zur Feier des Tages unsere Wanderschuhe auf Hochglanz poliert und den Rosado und eine Dose Kas Limon für später kalt gestellt.
Zu behaupten, mir wäre an diesem Tag ein neues Leben geschenkt worden, wäre vielleicht etwas pathetisch. Genauso falsch wäre es jedoch, zu sagen, dass ich vor fünf Jahren einfach mal eine kleine Auszeit genommen hätte und ein bisschen wandern war.
Die Macht der kleinen Schritte
29. April 2016. Ein Tag wie jeder andere im Kalender, und doch hat dieser besagte Tag mein Leben ganz schön durcheinandergewirbelt. In vielen, kleinen Schritten, die zu den vielen Schritten passen, die ich lief, um nach 800 Kilometern wohlbehalten in Santiago de Compostela anzukommen, durchschritt ich einen Prozess, der vermutlich nie abgeschlossen sein wird. Die Reise quer durch Spanien war Auftakt zu einer aufregenden Reise zu mir. Da darf man ruhig mal ein klein wenig sentimental werden, wenn sie sich jährt.
Als ich vor fünf Jahren früh morgens nach der ersten Nacht im Stockbett meiner Albergue in Saint-Jean-Pied-de-Port aufstand, ging mir ordentlich die Düse. Ich hatte wirklich Bammel: vor der Anstrengung auf Etappe Eins mit ihren 27 Kilometern und den vielen Höhenmetern, vor den Pyrenäen und dann später der Meseta, vor der Länge des Weges, vor den nicht absehbaren Herausforderungen, ach was, vor meinem Vorhaben insgesamt.
Die Frage, ob man ganz knusper im Rübchen ist, wenn man sich quasi vornimmt, zu Fuß von Hamburg nach München zu laufen, ist nicht von der Hand zu weisen. Dazu braucht es wohl eine Prise Verrücktheit. Ein paar Gramm Experimentierfreude schaden auch nicht. Und wenn man dann noch gut ein Kilo Offenheit und ausreichend Zeit im Gepäck hat, ist das die halbe Miete. Die andere Hälfte der Miete befand sich in meinem viel zu schweren Rucksack. Damit hatte ich alles, was ich brauchte. Und so machte ich den entscheidenden, ersten Schritt.
Die Metapher des ersten Tages
Morgens in Saint Jean war ich von so viel Optimismus weit entfernt. Meine Ängste waren simpel und sehr greifbar. Würde ich diese Monsteretappe bis nach Roncesvalles schaffen? Nach knapp acht Kilometer und dem Erreichen von Orisson würde 19 Kilometer rein gar nichts mehr kommen. Keine Ortschaft, keine Einkehrmöglichkeit, nur ächzende, schwer bepackte Pilger, die einem bestens gelaunt ihr „Buen Camino!“ entgegenschmettern würden.
Ich startete um sieben Uhr morgens als Teil einer Vierergruppe, die sich am Vortag bei einer unfreiwilligen Taxifahrt ab Bayonnes gebildet hatte. Schon in der ersten Stunde unseres Aufstiegs zeigte sich an diesem Tag, was sich immer wieder zeigen würde: Jeder hat sein eigenes Tempo. Gehe deins und lass die anderen ziehen oder hinter dir zurück.
Am Ziel in Roncesvalles angekommen, ereilte mich eine weitere Lektion: Pilger, die dir zwischendrin verloren gehen, findest du meist wieder. Jeder aus meiner Vierergruppe hatte ohne Schramme die Herberge erreicht und lief mir dort über den Weg. Das war nicht selbstverständlich, denn bereits an Tag Eins war für manchen Peregrino die Reise verletzungsbedingt zu Ende.
Im Laufe dieses Tages lernte ich, auf meinen Körper zu hören. Ich machte so viele Pausen, wie ich wollte, entschied mich beim Abstieg zugunsten eines weniger steilen Umwegs, kam an meine Grenzen und dehnte sie aus, getragen von der Schönheit der Landschaft, dem lang gehegten Wunsch, diesen Weg zu gehen und der motivierenden Kraft der anderen, die mich ein kurzes Stückchen begleiteten und von meiner Erschöpfung ablenkten.
Ich lernte, ganz im Moment zu sein und ihn zu genießen, als ich den ersten Kaffee in Orisson trank und das Bergpanorama bestaunte, als meine Füße über wunderbar pufferendes Laub glitten, das herrlich erdig duftete, oder aber als ich am späten Nachmittag dankbar das Dach des Klosters von Roncesvalles erspähte, das bezeugte, dass ich es geschafft hatte. Diese Momente sind so intensiv abgespeichert, dass ich sie auch heute, fünf Jahre später, sehen, riechen, schmecken und fühlen kann.
36 Etappen später, die wie im Flug vergingen, kam ich beglückt und am Boden zerstört in Santiago an, reicher um so viele Erfahrungen, Begegnungen, Erlebnisse und Erkenntnisse und gezeichnet von dem schalen Gefühl, dass der Camino nun vorbei war.
Camino im Zeitraffer
Ich erlebte zu viel, um mich an alles erinnern zu können. Mein Tagebuch platzte aus allen Nähten, so wie auch später dieser Blog, für den ich mühelos 42 ausführliche Beiträge verfasste, die überquellen vor Eindrücken und Begegnungen und doch nur annähernd das wiedergeben, was unterwegs passiert ist.
Denke ich heute an den Camino, dann sehe ich sonnenbeschienene Wege durch die Meseta, Starkregen und schräge Bürgersteige hinter Villafranca, schweißgebadete Körper in den Pyrenäen und tiefhängenden Nebel am Alto de San Roque. Ich schmecke Café con leche und Kas Limon, Pintxos und Rosado, Empanada und Rotwein oder Pimientos und Nordes-Gin.
Der Geruch leicht muffiger Unterkünfte und der stärker werdende Duft von Eukalyptus liegt in der Luft. Ich höre das Lachen der Pilger und manchmal ihr Schnarchen, fühle Umarmungen von Fremden, die nach zwei Tagen Freunde sind, beobachte kaputte Füße und Knie, die weiterlaufen, feiere Abschiede und Neuanfänge, führe tiefsinnige Gespräche und kichere über Albernheiten. Vor allem aber habe ich für immer den Geschmack der großen Freiheit auf der Zunge, der süchtig macht und bleibt.
Die große Freiheit als (Quint-)Essenz
Freiheit ist für mich die Essenz des Caminos und gleichzeitig auch seine Quintessenz. Sie war der Rhythmus, die Herausforderung und das größte Geschenk dieses Weges.
Freiheit bedeutet, wenig zu brauchen
Mein 14 Kilo schwerer Rucksack verlor genau wie ich auf der Strecke an Gewicht. Teils, weil ich mich an die Last gewöhnte und immer fitter wurde, teils, weil ich Dinge zurückließ, die ich definitiv nicht benötigte (Buch, Becher, Dosenöffner).
Was ich wirklich brauchte, ließ sich an ein paar Fingern abzählen. Trockene Kleidung und ein schmerzfreier Körper waren die Hauptzutat zum Glücklichsein. Befand ich mich dann noch in guter Gesellschaft, hatte ich mehr als ich brauchte. Und wenn das Schicksal mir besonders wohlgesonnen war, spendierte es noch eine Flasche Wein und Musik, begleitet von dem Gefühl innerlich zu tanzen und die Welt umarmen zu wollen. Das ist Freiheit.
Freiheit bedeutet, gleich zu sein
Es war eine Wohltat, als Mensch unter Menschen zu pilgern. Unsere üblichen Einschätzungskriterien und Schubladen (Statussymbole, Kleidung, Jobs) entfielen. Wenn ein jeder mit Rucksack und Sportklamotten unterwegs ist, sind wir alle gleich. Alle hatten die gleichen Wehwehchen, waren das identische Stück des Weges gelaufen und hatten Ähnliches erlebt. Das verband ungemein, und brachte mich mit Menschen in Kontakt, die ich in meiner Alltagsblase nie getroffen hätte, die meinen Weg aber unendlich bereicherten.
Gerade dieses Gleichsein war eine riesige Befreiung. Smalltalk erübrigte sich. Auf die Frage „Wie heißt du?“ folgte nie die Frage nach dem Job, sondern meist ein „Wieso bist du hier?“, woraus sich dann ein wunderbar tiefes Gespräch entwickelte. Vorschnelle Urteile entfielen, denn das Herz war offen für Begegnungen, die umso prägender waren. „Du bist eine Brücke, die Menschen verbindet“, war das schönste Kompliment, das mir unterwegs gemacht wurde.
Freiheit bedeutet, loszulassen und den Moment zu genießen
Menschen loszulassen, fällt mir für gewöhnlich schwer, vor allem, wenn sie mich berührt haben. Wenn der Camino irgendetwas besonders gut kann, dann ist es, dir genau solche Menschen zu schicken. Immer und immer wieder. Das macht ihn so besonders. Abschiede sind an der Tagesordnung, sie kündigen sich oft nicht an und steigern so die Wertschätzung des gemeinsam erlebten Moments.
Es geht auch nicht so sehr um die Länge einer Begegnung, sondern um deren Intensität und Qualität. Es gab Menschen, die ich nur wenige Minuten traf und die bis heute absolut präsent sind. Weg ist nichts und niemand, denn die Erinnerung bleibt.
Freiheit bedeutet, Pläne zu ändern
Den Luxus, Pläne, die ich geschmiedet hatte, einfach zu canceln, lernte ich ebenfalls schnell zu schätzen. Zwar hatte ich mir zuhause eine ungefähre Etappeneinteilung gemacht, dabei aber instinktiv acht Puffertage eingeplant. Diese wurden das nützlichste Geschenk an mich selbst, denn sie ließen mich ohne lästigen Zeitdruck im Hier und Jetzt entscheiden. Wie weit gehe ich? Wem schließe ich mich an? Wo übernachte ich? Wann pausiere ich? All das lag täglich neu in meiner Hand. Der Bauch gab die Richtung vor.
Diese Erfahrung trägt mich bis heute. Erst neulich auf meiner Albsteig-Wanderung verkündete ich stolz: „Pläne sind zum Ändern da.“ Da hatte ich gerade beschlossen, meinen Tag viel früher als gedacht spontan zu beenden, mein Hotel zu stornieren und in einer anderen Unterkunft zu bleiben. Auslöser war die Aussicht auf einen grandiosen Abend in bester Gesellschaft, und so kam es dann auch. Denn:
Freiheit bedeutet, zu vertrauen
Das ist die wohl größte und wichtigste Lektion, die ich mitgenommen habe. Auf dem Weg sagen sie: „Camino provides“, was so viel heißt wie: „Der Weg gibt dir, was du brauchst.“ Voraussetzung, um annehmen zu können, was der Weg im Angebot hat, ist die Bereitschaft, sich ihm, sich dem Leben mit offenen Augen anzuvertrauen und in die Arme zu werfen.
Wenn ich mich offen auf Dinge einlasse, haben sie sich immer ausgezahlt. Höre ich auf mein Bauchgefühl (oder meinen Körper), liege ich selten falsch. Mache ich einen Schritt auf Menschen zu, öffnen sie sich. Das Ergebnis sind besonders schöne Abende, intensive Begegnungen oder prägende Erlebnisse, die sich für immer auf die innere Linse brennen.
Dazu bedarf es nichts außer dem Vertrauen, dass alles für etwas gut ist, dass alles gut wird – ob nun auf dem Camino oder im normalen Leben. Man muss sich hineinfallen lassen, dann trägt es einen.
Fünf Jahre später – was bleibt?
Schon vor dem Camino war ich der Überzeugung, dass das Leben es prinzipiell gut mit mir meint und ich zu den Glückskindern zähle, die fast immer auf die Füße fallen und ein halb volles Glas in der Hand halten. Seit dem Camino hat sich das weiter zugespitzt, und ich vertraue noch konsequenter in „Alles, was sich gut anfühlt, wird auch gut.“
Ich verlasse mich auf meine Intuition. Mein Bauch hat sich gegen den Kopf durchgesetzt. So sehr ich Fan rationaler Entscheidungen bin, so sehr verwerfe ich diese, wenn mir die Intuition zu etwas anderem rät. Die Wiederentdeckung des Bauchgefühls ist es, was ich dem Camino auch fünf Jahre danach verdanke, und sie hat mein Leben verändert. An mancher Stelle rasant, wenn ich geschmiedete Lebenspläne änderte, weil der Bauch dagegen war. An anderer Stelle war der Prozess eher schleichend oder windet sich bis heute weiter.
In den vielen Begegnungen lernte ich eine Menge über mich selbst oder konnte mich aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Das Ergebnis waren dabei nicht so sehr bahnbrechende Neuerungen, sondern eher Verstärkungen. Ich wusste auch schon zuvor, dass ich einen leichten Zugang zu Menschen habe, dass ich sie mitziehen und begeistern kann. Wie wertvoll das für die andere Seite ist, habe ich unterwegs immer wieder gespiegelt bekommen und bin dankbar für die Gabe, die mir so große Freude schenkt (übrigens einer der Gründe, warum ich schreibe).
Dass ich nicht viel brauche, war ebenfalls nichts wirklich Neues, aber erst im Vergleich zu anderen realisierte ich, wie sehr es das Leben erleichtert, wenn man eine Situation so annimmt, wie sie eben ist, und wie sehr es hilft, wenn man die kleinen Dinge ausgiebig feiern kann.
Und auch Freiheit war immer einer meiner Kernwerte. Seit meinem Jakobsweg habe ich verstanden, dass Freiheit eine Einstellung ist, die man bewusst wählt und die dann in vielen, schillernden Farben und Facetten leuchtet.
In a Nutshell – das Fazit
Rückblickend fällt mein Fazit denkbar (und dankbar) simpel aus: Es hätte nicht besser laufen können! Ich hätte nicht besser laufen können!
Und mit diesem wissenden Lächeln denke ich heute an jenen Tag vor fünf Jahren zurück, als ich auszog, um mein Leben ändern zu lassen. Und ein ganz kleines bisschen Neid auf mein 36-jähriges Ich schwingt mit, das eine so unglaublich schöne Zeit vor sich hat und nichts davon ahnt.
Kommentare und Feedback
Hände hoch bei denjenigen von euch, die selbst das Abenteuer gewagt haben. Was ist eure Quintsessenz und was macht den Camino für euch aus? Teilt ihr meine Eindrücke? Wie schaut ihr auf euren Weg zurück?
Habt ihr diese Erfahrung vielleicht noch vor euch? Was sind eure Sorgen und Ängste? Was erhofft ihr euch?
Wie immer freue ich mich über die Maßen, wenn ihr eure Gedanken mit mir teilt.
Angefixt?
Du bist gerade auf den Geschmack gekommen und möchtest detailliert nachlesen, was ich erlebt habe? Hier geht es direkt zum 29. April 2016, zu Etappe Eins.
Hallo Audrey, es reißt mich immer wieder mit, wenn Du so begeistert und mit leuchtenden Augen von Deinem Jakobsweg erzählst. Deshalb wundert es mich auch nicht, dass Dein Begriff von Freiheit sich sehr mit meinem deckt.
Ich freue mich mit Dir über Dein heutiges Jubiläum und wünsche Dir viel Freude und Freiheit für die kommenden Jahre!
Gerhard
So schön, dass du es mit mir teilst – danke! Es gibt auch nichts, bei dem meine Augen so leuchten, wie beim Camino. Egal wie toll die anderen Touren sind
Meine Quintessenz ist nahezu identisch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Camino nicht nur gibt, was man braucht, er nimmt auch, was man nicht braucht.
Bezüglich Plänen halte ich es mit der militärischen Weisheit, dass kein Plan den ersten Kontakt mit dem Gegner überlebt. Aber Planung ist wichtig, weil wir aus der Abweichung davon unsere tatsächliche Entwicklung ablesen können.
Markus – wie schön, von dir zu lesen. Und der Satz „er nimmt, was du nicht brauchst“ ist genial, sehr klug und sehr richtig. Danke!
Oh Audrey!
Einerseits bin ich gerade überwältigt und sprachlos (das will bei mir wirklich etwas heißen). Andererseits könnte ich jetzt endlos drauflos schreiben. Ich belasse es aber bei einem „Ja, genau so! So und nicht anders.“ Von Herzen Danke für diesen Beitrag.
Mein erster Camino ist ja noch nicht ganz so lange her, da braucht es bis zum 5-jährigen noch etwas. Aber ich könnte ohne nachzudenken jede Herberge, jede Bar, jeden Ort aufzählen, an dem ich Pause gemacht habe. Wahrscheinlich sogar noch, in welchem Bett ich gepennt habe und auf welchem Stuhl ich gesessen habe. Aber viel wichtiger ist, dass ich mich noch viel genauer erinnern kann, mit wem ich über Tag oder abends gemeinsam unterwegs war oder Zeit verbracht habe und worüber wir gesprochen haben. Die Erlebnisse in diesem gut einem Monat Zeit sind so unfassbar bereichernd gewesen.
Würde ich jetzt im Lotto gewinnen und müsste zumindest eine Zeit lang nicht mehr arbeiten, ich würde vermutlich sobald es geht losziehen und monatelang nichts anderes machen wollen, bis ich das Gefühl habe, mit mir im Reinen zu sein. Erst einmal auf neuen Wegen, denn es gibt noch so viel zu entdecken. Irgendwann aber werde ich diesen Weg, den Camino Francés, noch einmal pilgern. Dann werde ich links schauen, wo ich rechts geschaut hatte. Werde Umwege oder Complementarios gehen, die ich nicht gegangen bin. Werde neue Eindrücke sammeln. Werde viele Menschen treffen, mit denen ich viele tiefgründige Gespräche führen kann.
Buen Camino und Danke!
Lieber Stefan,
deine Sprachlosigkeit macht nun mich sprachlos. Ich war nicht so richtig happy mit dem Artikel und hatte Angst, er wäre ein bisschen zu Kalender-Weisheiten-mäßig, aber irgendwie scheint das etwas in meinem Kopf gewesen zu sein 🙂
Es freut mich, dass er ein bisschen was in dir hochgebracht hat. Erinnerungen sind was unheimlich Starkes, um die kann man gar nicht dankbar genug sein, finde ich. Und wie du könnte ich im Kopf eine ganze Reihe von Orten durchgehen und rekonstruieren, obwohl ich keine Fotos gemacht habe. So exzessiv habe ich das aber auch wirklich nur mit dem Francés. Ich vermute, es liegt daran, dass es das erste Mal war und sich erste Male in der Natur der Sache noch stärker einprägen. Ich denke jedenfalls mit einem wahnsinnig warmen Gefühl daran zurück und bin mehr als begeistert, dass es den meisten von uns so zu gehen scheint.
Auf viele weitere, bereichernde, tolle Wege,
Audrey
Hallo Audrey,
also erstmal herzlichen Glückwunsch zum 5-jährigen. Ich gratuliere zwar Dir, aber auch mir und den so vielen Menschen die Du mit Deinen Erzählungen,Gefühlen,Empfindungen zum Teil so viel Freude machst, das diese sich auch auf die Suche nach neuer, anderer Freiheit gemacht haben bzw. noch werden. Und das Kompliment welches Dir das Ehepaar in Finisterre gemacht hat “ Du bist eine Brücke, die Menschen verbindet“ gilt ja nicht nur für die Wanderungen, sondern auch für Dein sonstiges Leben, ob im Beruf oder im Privatem. Ein grossartiges Kompliment, das soll Dich weiter im Jetzt und im Morgen tragen – finde ich -.
Ach und Dein Potcast Interview deckt sich mit dem obigen Gesagten, egal ob Du schreibst oder vorträgst oder einfach nur erzählts.
Ich persönlich hoffe, das ich bei meinem am 1.9.21 anstehenden Pilgerweg offen bin für alle Pilger denen ich begegne und für den letzten Part meines Lebens (möge er noch laaange sein) Neues an mir entdecke und das dann auch zulasse.
Herzliche Gruesse
Horst
Hallo Horst,
deine Rückmeldung berührt mich sehr. Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ja, insgeheim hoffe ich tatsächlich immer, dass ich andere Menschen „auf den Weg bringen“ kann, auch wenn mir das überhaupt nicht zusteht. Aber allein die Tatsache, dass sich all unsere Erfahrungen so decken, bestärkt mich immer wieder. Und ich kann einfach nicht anders, als in Begeisterung auszubrechen, wenn ich davon erzähle. Beim Camino ist das besonders heftig, aber du hast Recht, beim Albsteig war das dann auch nicht so viel anders.
Ich glaube, das ist genau diese Kunst, den Moment zu feiern und die wünsche ich uns allen.
Dir drücke ich aber sowas von die Daumen für September. Das sieht doch gar nicht so unrealistisch aus! Und dann geht deine Hoffnung mit Sicherheit in Erfüllung – du weiß ja: Camino provides 😉
Beste Grüße
Audrey
Liebe Audrey,
mit Begeisterung und einem Kribbeln im Bauch und in den Füßen habe ich deine Erinnerungen zu deinem 5-jährigen Caminotag gelesen. Du bringst es so auf den Punkt und schreibst mir aus der Seele. Der 1. Camino war auch für mich ein mega bereicherndes Erlebnis in meinem Leben, das bis heute noch nachwirkt. Genau wie du bin ich am 29.4. gestartet (2012) wusste in SPdP nicht was auf mich zukommt, hatte Zweifel, war ängstlich vor der Pyrenäenetappe und ob ich den Weg immer finden und es überhaupt bis Santiago d.C. schaffen würde. Es war der erste Urlaub, den ich ganz alleine gestartet bin, ein Geschenk an mich selbst zum 50. Geburtstag 😊 Ich hatte niemanden gefunden der mich begleiten wollte, doch ich merkte schon im Zug durch Frankreich nach Bayonne wie neben meinen Zweifeln an der eigenen Courage zarte Gefühle der Abenteuerlust und Freiheit aufkamen. Und es wurde einfach nur gut und die bisher schönste Reise meines Lebens. Ich weiß nicht genau, wie ich gleich in den ersten Tagen Pilgern begegnet bin, die schon mehrfach auf Caminos unterwegs waren und beim Erzählen ein Leuchten in den Augen hatte. Unglaublich, dachte ich damals …und..wenn ich es bis SdC schaffe, dann reicht das für’s ganze Leben. Und dann hat mich der Caminovirus auch erwischt 🥰.
Liebe Audrey, danke für deine berührenden und lebendigen Erinnerungen. Ich wünsche dir Glück und Segen auf all deinen weiteren Wegen. Herzliche Grüße und buen Camino
Christine
Liebe Christine,
Nun sind wir quitt. Deine Nachricht hat mich ebenfalls sehr berührt. Ich sehe dich förmlich vor mir. Diese Mischung aus Schiss und Stolz und Vorfreude – unbezahlbar, oder?
An die Wiederholungstäter an den ersten Tagen erinnere ich mich auch bestens. Noch bevor es nach Orisson hochging, erzählte einer von seinen etlichen Wegen und hatte ungefragt massenhaft Tipps parat. Ich weiß, wie ich innerlich die Augen verdrehte und dachte: was für ein Spinner. Wieso sollte man so etwas zweimal machen?! Ich bin danach zwar „nur“ andere Wege gegangen, habe aber innerlich häufig Abbitte geleistet, denn inzwischen bin ich keinen Deut besser. Eher schlimmer, denn ich rede ja nicht nur darüber, ich schreibe es auch noch auf 🤣
Ich schicke dir herzliche Grüße und viel Spaß auf allen folgenden Wegen.
Buen Camino
Audrey
Sehr spannend und lebendig geschrieben. Zum Glück ist mein Buch schon fertig, sonst hätte ich verglichen und gleich aufgehört zu schreiben! 😊
Ich habe deinen Artikel in Facebook Jakobsweg verlinkt.
Inhaltlich reagiere ich später.
Alles Gute, liebe Audrey, und herzliche Grüsse aus St.Gallen
Josef
Lieber Josef,
Jetzt muss ich aber doch sehr lachen, ob dieser „falschen“ Bescheidenheit mit Blick auf deine Schreiberei. Ich glaube dir kein Wort 😉
Und es freut mich natürlich, dass ich dich mitreißen konnte. Liebe Grüße in die Schweiz und danke fürs Teilen
Liebe Audrey, ich „verfolge“ dich ja nun schon einige Jahre. Auch bei uns nähert sich jetzt das 5- Jährige. Gestartet am 17.05.2016 in SjdP. Es war unser erster Camino und ihm folgten Weitere. Leider hat uns 2019 eine Krebserkrankung meines Mannes und dann Corona in unseren Planungen etwas zurückgeworfen. Jetzt geht es ihm wieder gut und wir wollen 2022 erneut den Francès laufen. Einfach weil es sooo schön war und wir dann alle Zeit der Welt haben. Ich habe jetzt noch einmal angefangen deinen Blog über diesen Weg zu lesen und mir wird wieder einmal klar, warum ich dir lesetechnisch hinterher laufe 😉Mit jedem Wort wächst die Vorfreude. Alles Liebe, bleib gesund, herzlichst Christine
Liebe Christine,
ich freue mich sehr, wenn du mir weiter hinterherläufst 😉 Das ist ein tolles Kompliment, zumal du die Beiträge ja schon kennst. Klasse, wenn ich dir damit die Vorfreude ein wenig vergrößern kann. Es gibt doch momentan nichts Wichtigeres, als einen Punkt in der Zukunft, auf den man sich freuen kann, ohne als zu großer Optimist verschrien zu werden. Und 2022 sollte doch nun wirklich hinhauen, vor allem jetzt, wo dein Mann es seiner Erkrankung gezeigt hat.
Alles Gute weiterhin für euch und lebe Grüße
Audrey
Schön, wieder was von Dir zu lesen.
Und dann noch so ein toller Rückblick.
Und Du sprichst mir aus dem Herzen. Bei mir hat sich zwar das Leben nicht so sehr verändert, wie vielleicht bei Dir. Aber dieses unglaubliche Gefühl von Freiheit hat sich schon sehr eingeprägt. Bei mir war es übrigens umgekehrt. Ich bin zuerst 2018 den Camino Portuguese gegangen und wurde da von diesem „Wander-oder Pilgervirus“ infiziert. Dann 2019 der Frances. Im Coronajahr 2020 folgte dann ein Teil der Via Francigena von Siena nach Rom. Absolut empfehlenswert. Und eigentlich sollte ich gerade auf Via de la Plata unterwegs sein, aber die Corona-Bitch hatte etwas dagegen. Ich hoffe auf nächstes Jahr. Mir gefällt Deine Art zu schreiben sehr. Und so lese ich halt nochmal Deine Berichte und stille so mein Fernweh und meine Sehnsucht nach dem Camino.
Viele Grüße Andreas
Oh herrlich! Dann weiß ich ja, bei wem ich mir ein paar Tipps für Italien holen kann, denn 2021 steht Florenz – Rom bei mir auf der Liste 🤓
Und, hey, es freut mich sehr, dass dir die Beiträge gefallen.
Schönes Wochenende
Audrey