Von neuen Projekten, Chören und Arien, vielen Fragen, großer Neugierde, der Qual der Wahl und dem Balance-Akt zwischen der Melodie der eigenen Geschichten und dem Leben (und Laufen) der Anderen.
Arie oder Chor – wieso nicht beides?
Der ein oder andere hat wohl inzwischen mitbekommen, dass ich mich sehr für Musik begeistern kann. Montags ist daher immer ein ganz besonderer Tag für mich, denn dann probt mein Oratorienchor. Was ich daran liebe? Viele Stimmen schließen sich wohlklingend zu einem mehrschichtigen Klanggebilde zusammen, berühren mich und erzählen gemeinsam eine Geschichte.
Sonntags ist ebenfalls ein ganz besonderer Tag, denn da veröffentliche ich seit zwei Jahren wöchentlich einen Beitrag auf diesem Blog. Was ich daran liebe? Ich erzähle einfach gern detailliert und habe Spaß daran, meine wundervollen Erfahrungen, die ich auf inzwischen dreieinhalb Caminos gesammelt habe, mit euch zu teilen. Es fühlt sich an, als würde ich auf diese Weise ein Stückchen Jakobsweg lebendig machen und dem Camino ein klein wenig zurückzugeben.
Um im Bild von oben zu bleiben, habe ich bisher ausschließlich Arien auf dem Blog gesungen. Es gibt jeden einzelnen Tag meiner Wanderungen als Text. Meine Geschichte ist somit sehr präsent. Ihr wisst, was ich gedacht, gemacht, gefühlt habe, worüber ich mich geärgert, woran ich mich erfreut habe, welche tollen Begegnungen ich hatte und was das alles in mir verändert hat.
Bisher ging es nur um mich.
Es gibt aber noch so viele andere Menschen, die den Camino gegangen sind und die nicht müde werden, darüber zu berichten. Sie erzählen von Beweggründen und Camino-Magic, von Entbehrungen und großen Geschenken, von Tiefpunkten und von ganz besonderen Erfahrungen.
Mit ihnen möchte ich auf dem Blog eine neue Kategorie eröffnen, die das musikalische Prinzip spiegelt: ein großer Peregrino-Chor, der in verschiedenen Stimmlagen eine gemeinsame Geschichte erzählen wird: die Geschichte des Caminos.
Ne glatte Zehn
Als ich vergangenen Sonntag meine Idee das erste Mal öffentlich mache, habe ich ein kleines Bisschen Schiss. Was mache ich, wenn sich niemand findet, der mitmachen will, wenn mir nicht ausreichend Fragen einfallen oder wenn meine Leser keine Lust haben, so etwas zu lesen?
Nun, die Angst scheint unbegründet. Die Reaktionen sind fast ausschließlich positiv, erste Freiwillige finden sich rasch. Meine Grundvoraussetzung, für das Projekt mindestens zehn andere Pilger aufzutun, die von ihrem Weg erzählen wollen, erfüllt sich bereits nach drei Tagen.
Wiedersehen mit alten Bekannten und bekannten Fremden
Meine engsten Wegbegleiter vom Camino Frances schreibe ich hingegen direkt an. Hier ist der Bammel, mir eine Abfuhr zu holen, besonders groß. Und auch hier ist die Angst unnötig. Gleich drei Wegbegleiter erklären sich sofort bereit, mitzumachen. Das ist für mich wirklich ein Geschenk. So werden endlich mal diejenigen direkt zu Wort kommen, von denen ich euch bisher nur erzählt habe. Es ist also auch für meine Leser ein Wiedersehn mit alten Bekannten.
Selbstredend, dass diese Lichtgestalten den Auftakt machen werden. Um wen es sich handelt, wird an dieser Stelle noch nicht verraten.
Neben diesen „Camigos“ gibt es diejenigen, die ich inzwischen fast schon „kenne“, weil sie mir regelmäßig schreiben. Und es gibt diejenigen, von denen ich bisher nichts wusste, die aber meinen Blog still mitgelesen haben. Auch unter ihnen gibt es einige, die aufschreiben wollen, wie sie ihre Pilgerreise empfunden haben.
Ich bin wirklich gespannt, wer sich uns hier vorstellen wird.
Tanz auf dem Drahtseil
Meine größte Herausforderung bei diesem Projekt ist der Drahtseilakt, anderen eine Stimme zu verleihen, ohne meine eigene Stimme, die Melodie meiner Erzählungen, zu verlieren. Das hier bleibt mein Blog, auf dem – so viel Arie muss sein – ich in erster Linie meine eigenen Geschichten erzähle.
Ich werde die Gastbeiträge also bei Bedarf ein wenig überarbeiten, damit sie sich gut einfügen. Nicht alle werden passen und es werden nur die veröffentlichen, die einen gewissen Unterhaltungs- oder Informationsgehalt haben. Dass solche Erzählungen kommen werden, steht für mich außer Frage. Das Thema ist schließlich der Camino. Ich bin überzeugt, dass es schön wird, zwischendurch auch mal anderen als mir zuhören zu dürfen.
Spätestens im November geht es dann an dieser Stelle in gewohnter Form mit meinen Erlebnissen vom Camino del Norte weiter.
Fremdgänger gesucht
Ich kann mir meine Wortspielchen einfach nicht verkneifen. Weil ich also so ein witziges Kerlchen bin, dass gerne pilgert, wandert, läuft, wird die entsprechende Rubrik „Fremdgehen mit…“ heißen. Da haken wir uns dann alle gemeinsam ein und lauschen gespannt dem (Camino-)Leben der Anderen.
Wer Lust hat, bei meinem Projekt mitzumachen, möge ich sich melden – sei es hier auf dem Blog, auf Facebook oder per Mail an audreyimwanderland@gmail.com.
Hier kommen die Anderen
Möchtest du wissen, wie es aussieht, wenn jemand anderes über seinen Camino schreibt? Dann schau doch mal unten, denn dort kommen die Geschichten der Anderen
Camino Francés
Kati, 36, aus Berlin erzählt von ihren Erlebnissen auf dem Francés, Portugues und Ingles, von jährlicher Camino-Sucht, frühzeitigen Diagnosen, vier Jahreszeiten an einem Tag, Love Actually vor der Kathedrale, dem Wind ins Gesicht Brüllen, zitternden Kleiderschränken, den „Simple Things“ und der Kraft der Camino-Family.
Norbert, 55 und Annette, 51, aus Rheinsheim berichten, wie es sich als Paar auf dem Camino Francés läuft, von der Metamorphose von Light-Pilgern zu echten Pilgern, von Abbruchgedanken auf dem Monte do Gozo und von der Wahl zwischen ewigem Schweigen und ewigem Zusammensein, Happy End inklusive.
Stefan, 41, aus Aachen schlägt dem Burnout auf dem Camino Francés ein Schnippchen, zaubert ein perfektes, kaltes Buffet, rettet eine Freundschaft, wird als großes Häufchen Elend aufgesammelt, lässt sich von Nickelback in den Hintern treten und trifft Menschen, die nie, nie, nie aufgeben.
Rob, 68, aus Amersfoort, startet mit dem Camino in die Rente und übt das Loslassen, findet sein neues Ich und und ein filmreifes Happy End.
Caro, 26, aus Köln meistert ihre 800 Kilometer auf dem Camino Francés fast ausschließlich in Flipflops und mit Riesenplüschtier im Rucksack.
Camino del Norte
Felix, 29, aus Berlin, räumt auf 900 km Camino del Norte den großen, emotionalen Rucksack auf, verbringt eine legendäre Nacht am Strand, verhöhnt das Meer und kommt endlich als er selbst an, als Felix, der Glückliche.
Rosi, 51, aus Bonn, berichtet über den Camino del Norte und die Via Jacobi, von inspirierenden Trampern, endlosen Schaumbädern und vom richtig falschen Pilgern deutscher Besserwisser.
Camino Primitivo
Christine, 31 aus dem Berchtesgadener Land erzählt vom Camino Primitivo und der Via de la Plata, von Steinsofas, dem schlimmsten Unwetter und wieso niemand mehr ihr Strahlen ausknipsen wird.
Camino vor der Haustür
Jette, 51, aus Stralsund, nimmt dich zehn Jahre lang mit auf die 3.789 Kilometer von ihrer Haustür bis nach Santiago, lüftet das Geheimnis des langen Atems, überwindet Sprachbarrieren, und erzählt von den Lebenden und den Toten, von neuen Lieben, lachenden Hasen und von Wanderern im Plisseerock.
Maria, 67, aus Mannersdorf startet ganz im Osten Österreichs und läuft über fünf Jahre verteilt gute 3.400 Kilometer bis nach Muxia, über Hochebenen die große Freiheit versprechen, mit eine faustgroßen Luxusgegenstand im Gepäck und findet eine ihrer besten Übernachtungen unter einem Tisch.
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